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Med. Topographie Gmuend:094

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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nach starken und anhaltenden gleichzeitigen Gebrauch Nutzen; und in einem Falle des Dolor. ischiatic. Cotunnii war die Moxa zuträglicher. Von 90 Kranken dieses Monats starben zwey Lungensüchtige, ein 65jähriger Mann am Steckkatarrh, und ein Weib von 57 Jahren an der Auszehrung von einer Magenverhärtung mit chronischen Erbrechen.

Der May hatte größtentheils trübe und regnerische, wenig heitre, aber meistens warme, hie und da schwüle Tage mit einigen starken Gewittern. Der herrschende Wind war W. und S. O. Der Barometerstand war nicht sehr veränderlich, der höchste war 27". 15"', 0, und der tiefste 27". 1"', 0. Das Thermometer stieg am höchsten +20°, und sein niedrigster Stand war +10°, am Morgen +7°. Die Masern, welche im vorigen Monat sich hie und da zu zeigen angefangen, verbreiteten sich jetzt immer mehr, und ein quälender Nachhusten plagte die Kinder, besonders wenn die nöthige ärztliche Hülfe und ein zweckmäßiges Verhalten vernachläßiget wurden, Wochen und Monate hindurch oft Tag und Nacht; übrigens war ihr Charakter und Verlauf bey zeitlicher und angemessener Behandlungsart gutartig, und einfache diaphoretische Mittel, längere Zeit fortgesetzte Abwartung erst im Bette, dann im Zimmer waren hinreichend die Krankheit glücklich zu endigen, und alle üble Folgen zu verhüten, und selten waren am Ende einige leichte Merkurialabführungen nöthig. Nur wenn diese Vorsichtsregeln nicht gleich Anfangs beobachtet wurden, war ein oft Monate lang anhaltender heftiger Husten, und nicht selten endlich eine daraus folgende Lungensucht und Abzehrung unvermeidlich.

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Sonst waren rheumatische sehr schmerzhafte Entzündungsgeschwülste, die Rose, Augenentzündungen und mancherley rheumatisch-katarrhalische Brustaffektionen die meistens herrschenden Krankheiten in diesem Monat. Die Fieber verriethen hie und da einen stark vorstechenden gastrischen Charakter, und erheischten, so wie auch die etwas häufiger vorkommenden Magen- und Unterleibsbeschwerden, als Anorexie, Kardialgie und Kolickanfälle anfänglich meistens ausleerende und nachher stärkende bittere Mittel. In diesem Monat kam mir auch das erstemal in fünf Jahren ein Wechselfieber (dreytägiges) aber außer der Stadt in einer niedrig und nahe am Wasser gelegenen Gegend vor, das sehr hartnäckig war, und nur langsam nach vorausgenommenen Vomitiv der China wich. Die Phthysis war seltner, desto frequenter aber waren wieder Menstruationsfehler, der weiße Fluß, chronische Exantheme und unter den Kindern die Aphten und der Milchschorf. Unter 64 Kranken dieses Monats starben zwey: ein Mann an der Verstopfungskolick von einem muthmaßlichen Volvulus der Gedärme; und ein 73jähriges lediges Frauenzimmer am Brustkrebs, welches ihre Menses bis in ihre letzten Tage, freylich meistens unregelmäsig und gewöhnlich sehr stark fließend hatte.

Der Juny hatte Anfangs trübe, regnerische und kühle Tage, auf welche dann heitre, warme und angenehme folgten; den 11 fiel wieder starkes und anhaltendes Regenwetter mit kühlen und windigen Tagen bis den 17 ein, von wo an es meistens heiter, recht warm und gegen Ende heiß und schwül mit mehrern Gewittern war. West- und Südwinde waren die