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Modenbericht (Illustrirte Zeitung, 1843, Heft 5)

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Modenbericht
Untertitel:
aus: Illustrirte Zeitung, Nr. 5 vom 29. Juli 1843, S. 80
Herausgeber: Johann Jacob Weber
Auflage:
Entstehungsdatum: 1843
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: J. J. Weber
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: MDZ München, Commons
Kurzbeschreibung:
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Modenbericht.

In frühern Jahren brachte jede der vier Jahreszeiten gleich bei dem Eintritte ihre schon im Voraus bis auf Stoff und Farbe bestimmte Mode mit, welche sich überall, beinahe an einem und demselben Tage als die herrschende geltend machte. War dieser allgemeine Gebrauch eine nothwendige Folge der regelmäßigeren und zuverlässigeren Wiederkehr der Jahreszeiten und ihres Charakters oder beruhte er auf einem stillschweigenden gesellschaftlichen Uebereinkommen, welchem wir uns ebenfalls stillschweigend wieder entzogen haben? Das ist eine Frage, deren Beantwortung wir unsern schönen Leserinnen überlassen.

Auch in diesem Jahre sind die Unbeständigkeit des Frühlings und die Veränderlichkeit der Witterung überhaupt den Moden feindlich entgegengetreten und haben das deutliche Hervortreten eines bestimmten Gepräges derselben gehindert.

So sehen wir die elegante Dame in ihrem Boudoir im Hausrocke von Sammet, dessen geschnürte Oeffnungen das feine, hellfarbige Unterkleid durchblicken lassen.

Dame im Hauskleid.

Wie unterscheidet sich hiervon die Toilette derselben Dame für die Promenade oder die Gesellschaft!

Kleidung für die Gesellschaft.

Hier trägt sie ein glattes Kleid mit umgeschlagenem Shawlkragen und Schweizerärmeln mit mehren Jockeys übereinander. In der Hand führt sie den nun allgemein in Aufnahme gekommenen Stocksonnenschirm – ombrelle douairière –, um den mit einer herabhängenden Feder geschmückten Crêpehut gegen die Strahlen der Sonne zu schützen.

Neuerdings trägt man wieder viele Juwelen und Schmuck und für manche Toiletten findet man sie sogar unumgänglich nöthig. Die Brochen sind zwar durchaus noch nicht wieder zulässig, dagegen tragen viele Damen Busennadeln, ganz nach der Art wie die bei Herren gebräuchlichen, sowohl in den Chemisetten als auch in den Mantillen.

Wir geben heute noch eine

Wiener Mode.

Das Kleid ist von gedrucktem Tarlatane mit vier eingezogenen Säumen. Das Kinderkleid ist ebenfalls von Tarlatane mit Spitzen. Der weiße Strohhut ist mit einer geknüpften Maraboutfeder und mit einer Barbe von Blonden à la Regence geschmückt.


Wir haben unsern Lesern auch Ansichten von solchen Gegenständen versprochen, die nicht gerade getragen werden und gleichwohl dem Bereich der Mode angehören, und wir entledigen uns dieser Pflicht, indem wir denselben den Brautwagen des Kaisers von Brasilien geben, welcher in London von Palliser am Finsbury-Platz gebaut worden ist. Derselbe ist in jeder Beziehung Meisterstück von ganz neuer Bauart und bis in die kleinsten Theile dem Klima angepaßt, für welches derselbe bestimmt ist. Der Wagen selbst hängt mit klyptischen Federn, und es sind auch in dieser Beziehung die beiden höchsten Vorzüge, Leichtigkeit und Tüchtigkeit, vereinigt. Die Malerei ist grün und gelb, reichlich vergoldet und mit massiv silbernen Verzierungen versehen. Die Fenster sind von Spiegelglas in Mahagonirahmen; die venetianischen Chalousien besonders geeignet um den Luftzug zu befördern. Die Laternen von geschliffnem Glase auf ausgezeichnet schönen Haltern von Silber. Auf der Vorderseite ist die Tabakpflanze und der Kaffeebaum angebracht, mit Beziehung auf die Hauptstapelartikel des Landes, und auf der Rückseite befinden sich dieselben Embleme in der Mitte von Greifen. Das Innere ist von façonnirtem Atlaß; die Vorhänge, welche die Seitenwände verschließen, sind von purpurnem Atlaß mit schönen Quasten in der Mitte, und der Anblick der Decoration ist eben so gewählt als reich.

Brautwagen des Kaisers von Brasilien.