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Nachruf an Robert Prutz

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Textdaten
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Autor: Friedrich Emil Rittershaus
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Titel: Nachruf an Robert Prutz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 462
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[462]

 Nachruf an Robert Prutz,

 gest. am 21. Juni 1872.

Auch Du, auch Du! Dich traf des Todes Streich.
Ein Stern vom deutschen Dichterhimmel fiel.
Stumm ist der Mund, an süßen Liedern reich,
Zerbrochen ist ein herrlich Harfenspiel,
Schlaff ist die Hand, die fest das Banner trug,
Der Freiheit Banner in den schwersten Tagen!
Das edle Herz, das hoch begeistert schlug,
Hat ausgeschlagen!

Du sangst, voll Hoffnung, Deinen Morgengruß
In Deiner Jugend schon der neuen Zeit;
Du standest müßig nie, Gewehr beim Fuß,
Im Kampf um’s Licht, im großen Geisterstreit.
Die Sturmfluth kam und dann die Zeit der Noth –
Wie viel’ der fahnenflüchtigen Soldaten!
Du aber nahmst es nie, das Bettelbrod
Des Renegaten!

Schwer auf den Völkern lag ein Alp und Bann,
In Nebel sank der Freiheit goldnes Licht.
Die Pommernfaust, sie riß dem Dunkelmann
Die Heuchlermaske von dem Angesicht!
Wie hast Du schonungslos dem falschen Ruhm
Den Kranz zerpflückt, vom Wege aufgelesen!
Ein Wächter an der Schönheit Heiligthum,
Du bist’s gewesen!

Mehr noch als Wächter, ja, ein Priester auch!
Du warst beseelt von echter Gotteskraft.
In Deinem Schaffen, welch ein Lebenshauch,
Welch eine Gluth gewalt’ger Leidenschaft!
Nicht, wie’s jetzt Brauch, wo sich im Cancan spreizt
So manche Muse, jeder Scham entbehrend,
Im Versballet, das die Blasirten reizt,
Die Kunst entehrend! – –

Den Eichenzweig legt auf des Kämpfers Grab
Die Freiheit zu des Dichterlorbeers Grün. –
Gesegnet sei, Du, der uns Blüthen gab,
Die ewig duftig, unvergänglich blüh’n!
Du mußtest wandeln manchen harten Pfad;
Kein dornenloser Kranz war Dir beschieden! –
Ruh’ sanft, Poet, im Grab am Seegestad’!
Ruh’ aus in Frieden!

 Emil Rittershaus.