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Papst Leo XIII. als Dichter

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Papst Leo XIII. als Dichter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 608
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[608] Papst Leo XIII. als Dichter. Daß der gegenwärtige Papst ein talentvoller Poet ist: das ist für viele Kreise gewiß etwas Neues, während in Italien seine lateinischen und italienischen Gedichte längst hochgeschätzt sind und ihm sogar den Beinamen eines neuen Dante verschafft haben. Die Hauptausgabe seiner Gedichte ist in einem mit Goldminiaturen verzierten Prachtbande erschienen; viele derselben sind mehrfach aus dem Lateinischen in das Italienische übersetzt worden; seine beiden Hymnen „St. Constantinus“ und „St. Herkulanus“ sind in Italien populär: das Märtyrerthum der beiden Heiligen wird in einer energischen, man möchte sagen unerbittlichen Dichtweise geschildert, die sich freilich nicht in Detailmalerei gefällt, sondern nur die opfermuthige Gesinnung feiert. Beide Märtyrer verlachen die gottlosen Gebräuche der Heiden, die machtlosen Blitze des Jupiter und Quirinus, alle grausam über sie verhängten Strafen, Eisen, Feuer und kochendes Wasser; dann aber ruft der Papst ihre Hilfe, ihren Schutz an, um das heilige Schiff der Kirche sicher durch die Stürme zu lenken. Ernst, streng und feierlich ist die Muse Leo’s. Nur flüchtig gedenkt er einer frohen Jugend, eines ersten Lebensfrühlings. Vor der dämonischen Lust der irdischen Liebe warnt er die Verirrten; zur Madonna wendet er sich, zur mütterlichen Madonna, die aber nicht den lieblichen Zug der Raphael’schen hat, sondern etwas Herbes und Matronenhaftes. Weihevoll sind diese Dichtungen des Papstes; sie kümmern sich nur um das Seelenheil; alles Weltliche ist ihnen fremd und fern oder der Rüge und Verdammniß werth. Und doch giebt es eine Erfindung der Neuzeit, der er seine warme Theilnahme zuwendet, die er in wohltönenden Versen feiert. Es ist dies – die Photographie, die er eine Nebenbuhlerin des Apelles nennt, da kein Künstler ein schöneres Bild der Natur zu malen vermöge. Diese Vorliebe des Papstes für die photographische Kunst wird ihm warme Sympathien bei den zahlreichen Meistern und Jüngern derselben erwerben; doch die Portraitmaler werden damit wenig einverstanden sein. Gerade ihre Kunst hat ja einen Triumph gefeiert in dem ausgezeichneten Bilde Leo’s XIII., welches Meister Lenbach auf die Leinwand gezaubert. †