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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Oppelsdorf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Oppelsdorf
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 151–152
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung des Ortes Oppelsdorf
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Oppelsdorf
Oppelsdorf


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Oppelsdorf


1 Stunde östlich von Zittau entfernt gelegen, jetzt zu der Herrschaft Reibersdorf gehörig, welche früher die Standesherrschaft Seidenberg genannt wurde und ehemals aus 1 Stadt, 10 Rittergütern mit 14 Dörfern und 3 Vasallendörfern mit 3 Rittergütern gehörte. Die nähere Beschreibung findet sich in diesem Album bei Reibersdorf und ist daher hier nur noch rücksichtlich Oppelsdorf einiges Wenige zuvörderst nachzutragen. Die Stadt war Seidenberg und die Dörfer Reibersdorf mit Wald, Oppelsdorf, Markersdorf, Dornhennersdorf, Oberweigsdorf, Dörfel, dann die Vasallendörfer Quitzdorf, Diehsa und Friedersdorf Seidenbergschen Antheils. Ausserdem waren mit der Herrschaft verbunden: Oberullersdorf zum Theil, Mittelweigsdorf und Friedreich, Maxdorf, Neugersdorf und Niederweigsdorf mit Neuminkwitz. Die Justizkanzlei der Standesherrschaft hatte seinen Sitz seit 1630 zu Reibersdorf. Seidenberg mit Zubehör gehörte im 14. Jahrhunderte denen von Kittlitz und wird in Urkunden von 1186 Mons, qui Syden vocatur, woraus im 13. Jahrhundert Sydinberg, Sydinburg gebildet wurde. Es erhielt den Namen von einer jetzt verschwundenen Burg auf dem Burgberge bei Seidenberg und gehörte, sammt der benachbarten böhmischen Herrschaft Friedland, bis zum Jahre 1551 denen von Biberstein. Nach dem Absterben derer von Biberstein im Jahre 1551 fiel die Herrschaft als ein erledigtes Lehen an den Kaiser Ferdinand I., der sie nebst Friedland an den Freiherrn von Röder verkaufte. Christian von Röder fiel im Jahre 1626 in Ungnade, weil er im Jahre 1618 an den böhmischen Unruhen zu Gunsten des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz Theil genommen hatte, und deshalb bekam Friedland der Herzog von Wallenstein, Seidenberg blieb 4 Jahre lang unter kurfürstl. Administration und wurde erst im Jahre 1630 an Christian von Nostitz für 46000 Thlr. verkauft. Dieser machte Reibersdorf zum Sitze der Herrschaft und Kanzlei und man nannte sie seit dieser Zeit auch die Standesherrschaft Reibersdorf.

Ein tiefes Dunkel ruht über den Ursprung des Ortes Reibersdorf. Man leitet es von dem Namen derer von Reiber her; doch wird in den ältesten Nachrichten der Ort bald Räubersderf, bald Reubersdorf geschrieben. Erst unter dem Grafen Otto von Nostitz erhielt Seidenburg den Titel einer Standesherrschaft, doch hatte es deren Rechte schon lange vorher gehabt. Von der Familie Nostitz erkaufte H. H. von Einsiedel im Jahre 1604 die Herrschaft, welche Familie noch jetzt in deren Besitze ist. Der im Jahre 1811 verstorbene Standesherr, der Kabinetsminister Georg Graf von Einsiedel, welcher die Herrschaft seit 1760 besass, hat sich durch Wohlthätigkeit, nützliche Anstalten und Aufmunterung der Industrie sehr verdient um die Einwohner gemacht. Seit Seidenberg preussisch geworden ist, sind die sächsisch verbliebenen Theile dieser schönen Herrschaft ebenfalls vom Könige „Standesherrschaft Reibersdorf“ benannt und die standesherrlichen Rechte darauf übergetragen worden.

Jetzt gehören noch zur Standesherrschaft Reibersdorf Ober- und Neu-Dornhennersdorf, Friedersdorf, Giesmannsdorf, Oppelsdorf, Sommerau, Wald, Mittel-Weigsdorf nebst Maxdorf, Neu-Gersdorf und Friedreich und Nieder-Weigsdorf mit Neu-Minkwitz, deren Besitzer in früherer Zeit Vasallen [152] der Standesherrschaft von Seidenberg, dann Reibersdorf waren, wurden im Jahre 1832 mit Vorbehalt der Collatur verkauft.

Auch Oppelsdorf war in den frühesten Zeiten ein blosses Afterlehn der Herrschaft Seidenberg, nachher Reibersdorf, doch kam es sehr bald zur Herrschaft selbst.

Das hiesige Schloss gewährt, wie die Abbildung deutlich zeigt, ein schönes Bild und dürfte es nicht zu viel gesagt sein, wenn man behauptet, dass gerade Oppelsdorf mit seinen jetzigen Gebäuden zu den schönsten Landsitzen der Lausitz zu rechnen ist.

Der Ort selbst zeichnet sich durch sein Schwefelkohlenwerk aus, welches im Jahre 1804 der gräfl. Einsiedelsche Secretär J. A. Blume entdeckte.

Das hiesige Erdkohlenlager liefert eine Kohle, die unter die allgemeine Klasse der Braunkohlen gehört, führt aber wegen ihres besondern chemischen Gehalts den Namen Schwefelkohle. Sie scheint viel seltener zu sein, als die gewöhnliche Braunkohle oder bituminöse Holzerde, welche in der Oberlausitz ziemlich an 34 Orten gefunden wird. Unzweifelhaft ist sie durch Niederwerfen und Ueberschwemmen grosser Wälder früher entstanden, als die gewöhnliche Braunkohle, ohne jedoch so alt zu sein, als die Steinkohle, mit welcher sie übrigens in Rücksicht auf die Farbe, der Mineralisation und des Lagers mehr Aehnlichkeit hat, als alle sonstigem Braunkohlenlager. Man versuchte diese Kohle erst zur Feuerung anzuwenden und schwefelte sie selbst ab; der Gestank aber, den sie verbreitete, war unerträglich. Deshalb machte man Versuche mit ihr als Düngungsmittel und diess mit glücklichem Erfolge, so dass sie später zum Düngen der Klee-, Erbsen-, Wicken-, Kraut- und Flachsfelder, auch zur Verbesserung der Wiesen und Gärten mit Erfolg angewendet wurde. Sie wirkt wie Gyps, darf jedoch nicht zu stark gestreut werden.

Oppelsdorf ist mit Wald, Sommerau nach Reibersdorf eingepfarrt.

Fast am Ende von Reibersdorf liegt die mit einem schönen Kirchhof umgebene herrliche Kirche, die von dem Herrn Kammerherrn von Einsiedel und der Gemeinde mit den Gemeinden Wald, Oppelsdorf und Sommerau neu gebaut und im Jahre 1736 eingeweiht wurde.

Ihr Inneres ist leicht und einfach, zur Andacht auffordernd. Sehr verdient um Kirche und Schule in Reibersdorf machte sich der selige Herr Cabinetsminister Herr Johann Georg Friedrich Graf von Einsiedel.

Im Jahre 1836 erhielt die Kirche aus blos freiwilligen Beiträgen ein neues, grösseres, schöneres Gebäude, wozu die Mildthätigkeit der Frau Charlotte Sophie Gräfin von Einsiedel das Meiste beitrug, wogegen aber auch die einzelnen Gemeinden nicht versäumten, ihren eifrigen Sinn für das Kirchliche zu bethätigen.

Im nämlichen Jahre 1836 erhielt auch der obere Theil des Thurmes eine edlere Gestalt und nur zu beklagen ist, dass kurz vor der Vollendung des Baues ein Unglücksfall sich ereignet, der stets in lebhaftem Andenken bleiben wird.

Es stürzte den 11. October Vormittags der Ziegeldeckermeister Anton Kretzschmar und dessen Sohn August aus Ostritz mit einem Theile des Gerüstes über 40 Ellen hoch herab.

Beide waren auf der Stelle todt; sie ruhen auf dem Friedhofe zu Reibersdorf. Den Bau vollendete der älteste Sohn Kretschmars, welcher Knopf, Fahne und Kreuz dem Thurme aufsetzte.

Die Kirchgemeinde zählt jetzt an 1650 Seelen.

Wald und Oppelsdorf bilden einen besonderen Schulbezirk mit 53 Seelen.

Oppelsdorf selbst hat 58 bewohnte Gebäude mit 43 Familienhaushaltungen und 179 Einwohnern. Der Ort mit dem Rittergute gehört jetzt zum Gerichtsamt Reichenau, zum Bezirksgericht Zittau, zur Amtshauptmannschaft des letztern Orts und zum Regierungsbezirk Bautzen.

M. G.     




Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.