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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Rosenberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Rosenberg
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 135–136
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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[135]
Rosenberg,


13/4 Stunde von Plauen, rechts ab von der nach Hof führenden Chaussee gelegen, so dass es von Oberweischliz 1/4 Stunde blos entfernt ist.

Rosenberg war ursprünglich blos ein Vorwerk von Oberweischlitz, wurde aber in späterer Zeit als selbstständiges Rittergut erhoben und hatte seine eigne Gerichtsbarkeit; die Gerichtstage aber wurden von jeher in der Gerichtsstube zu Oberweischlitz abgehalten, was eben daher seinen Grund haben mag, dass Oberweischlitz und Rosenberg immer einen und denselben Besitzer hatten.

Erst unter der Familie Kasten wurde in sofern eine Theilung herbeigeführt, als ein gewisser Herr Herrmann, der Schwager der Frau Finanzcommissär Kasten das Gut allein übernahm, von dem es dessen Kinder der Privatgelehrte Herrmann und dessen Fräulein Schwester, Karoline Herrmann erbten.

Der jetzige Mitbesitzer, der Privatgelehrte Herrmann ist bekannt als weitgereister Mann und als Freund der Natur.

Wenn der Frühling kommt mit seinen sonnigen Tagen, dann wandert derselbe in weite Ferne, in noch nicht gesehene Gegenden, um den Schatz seines Wissens zu erweitern und fremde Menschen und Sitten zu studiren.

Und fragt man nach der Art und Weise seines Fortkommens als grosser Reisender, so hört man gewöhnlich die einfache Antwort: „Dorthin bin ich zu Fuss gewandert; dahin wollte ich nur gehen; durch diese Gegend durfte man nicht fahren, um von ihrem Liebreiz nichts zu verlieren.“

Wer Gelegenheit hatte, der Mittag- und Abendtafel der Familie Kasten in Oberweischlitz beizuwohnen und das Glück zu geniessen, den Vielgereisten unter den Gliedern der Familie zu finden, der wird einen solchen Tag zu den schönsten, lehrreichsten seines Lebens zählen; diese praktische Weltansicht, diese Lebensphilosophie, wie solche aus dem Munde dieses Mannes vernommen wird, erregt die Zuhörer und erwärmt die Herzen. Und wie anziehend dabei ist nicht die Anspruchslosigkeit, die Bescheidenheit dieses Mannes? Unwillkürlich erinnert diess an jenen Ausspruch: „Je gelehrter der Mann, desto bescheidener derselbe!“

Rosenberg hat seit dem Jahre 1856 recht schöne neue Rittergutsgebäude, wie sie die Abbildung zeigt, nachdem die alte herrschaftliche Wohnung nebst den Stallgebäuden im Jahre zuvor aller Wahrscheinlichkeit nach durch ruchlose Hand ganz niedergebrannt sind.

Die von Herrn Doktor Lorenz, als Gerichtsdirektor von Rosenberg, angestellte umsichtige Erörterung und eingeleitete Voruntersuchung hat leider zu keinem Resultat geführt, obschon ein Individuum dieser That als sehr verdächtig erschienen war.

[136] Rosenberg soll schon im 11. Jahrhundert unmittelbar nach der Unterwerfung der Sorben-Wenden unter kaiserliche Hoheit erbaut worden sein und der Familie von Feilitzsch gehört haben. Im 12. Jahrhundert war Jobst von Feilitzsch mit Rosenberg beliehen, welcher zugleich Tobertitz, Weischlitz, Kürbitz u. s. w. besass und im Jahre 1300 zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen wurde.

Rosenberg, den Namen hat es wohl von seiner herrlichen Aussicht in zwei Thäler, durch welche die Elster sich schlängelt, woher es auch kommen mag, dass zum Gegensatze von Rosenberg, das eine Thal, mit dem Gasthause an der Landstrasse – Rosenthal genannt wird. Der Grund und Boden soll in den frühesten Zeiten ebenfalls zu Rosenberg gehört haben und nur ein Theil von Grundstücken der Gerichtsbarkeit von Magwitz unterworfen gewesen sein, vorzüglich aber der Theil, worauf der Gasthof in späterer Zeit erbaut wurde; deshalb gehörte derselbe bisher unter die Gerichte von Magwitz. Rosenberg hat mit Weischlitz im Hussitenkriege, im 30jährigen Kriege und in dem Jahre 1806 gleiche Schicksale gehabt und die Drangsale des Kriegs in ihrer ganzen Schwere mitertragen.

Wegen der kurzen Entfernung von der Chaussee von Hof nach Plauen wurden von den durchmarschirenden Franzosen im Jahre 1806 auch einzelne Besuche dem Gute Rosenberg gemacht und das Feuer des 9. Octobers 1806, der die Zöberner Fluren zur ersten Lagerstätte des Soultschen Corps in Sachsen erkor und den ganzen Ort mit Kirche, Pfarre und Schulgebäuden zur Beute der Flamme machte, erleuchtete zum Schrecken der Einwohner das hochgelegene Rosenberg, so dass die Einwohner mit Zittern und Zagen einem ähnlichen Schicksale entgegen sahen.

Doch wurde erst das weiter nach Plauen zu gelegene Dorf Thiergarten von den durchziehenden Truppen als Feuerzeichen erkoren und somit Rosenberg verschont.

Rosenberg grenzt mit dem Rittergute Kürbitz und ist auch nach Kürbitz eingepfarrt.

Das Bemerkenswerthe über die Entstehung und den weitern Ausbau dieser Kirche, ihre Schicksale und Erlebnisse sind schon bei der Beschreibung von Kürbitz erwähnt worden, so dass eine Wiederholung hier für überflüssig erscheinen muss.

Rosenberg hat nur 9 bewohnte Gebäude mit 9 Familienhaushaltungen und 51 Einwohnern und gehört jetzt zum Gerichtsamte und zum Bezirksgerichte Plauen, früher bildete es vom Ende der Voigtsberger Amtsgrenze gerechnet, nach dem Elsterflusse berechnet, das erste Amtsdorf von Plauen, indem die Dörfer über der Elster zum frühern Amte Voigtsberg gehörten.

M. G.