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Schauderhafte und gräuliche Morithat

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Titel: Schauderhafte und gräuliche Morithat
Untertitel: welche sich den 5. November 1835 zwischen Pfingsten und dem Klinkerthore zu Augsburg wirklich zugetragen hat
aus: Fliegende Blätter, Band 2, Nr. 34, S. 78-79.
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: UB Heidelberg, Commons
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[78]

Schauderhafte und gräuliche Morithat,
welche sich den 5. November 1835 zwischen Pfingsten und dem Klinkerthore zu Augsburg wirklich zugetragen hat.




O kommt ihr Leute all’ herbei,
Vernehmt die Morithaterei,
Wie sich ein Mägdlein, ganz scharmant,
Bedeckt mit Grausamkeit und Schand;

5
Ein’ Jed’ nehm ein Exemplum dran,

Studir’ es wohl und wend’ es an.

Es war einmal ein Schwalangscheer,
Der litt an großem Herzenweh;
Ein Mägdlein liebt er lange schon,

10
Allein sie wußte nichts davon;

Der Schwalangscheer litt fürchterlicht,
Das ist eine traurige Geschicht.

Doch einstens an dem Klinkerthor,
Als sie ging aus der Stadt hervor,

15
Macht er vor ihr sein Positur,

Und spricht: o Schönste der Natur!
Wirst Du nicht bald heirathen mich,
Verschieß’ ich mich elendiglich.





Ei schieße Du nur immer zu,

20
Das ist mir ganz und gar partout,

Ich lieb Dich nicht, ich mag Dich nicht,
Ich heirath’ nicht, bleib lediglicht,
Denn mich gelüstets gar nicht sehr,
Zu heißen Madam Schwalangscheer.

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Und um die stille Mitternacht,

Steht der Langscheer auf seiner Wacht,
Er ladet sechsfach sein Gewehr
Und setzt es auf die Brust daher,
Drauf drückt er los und schießt sich todt,

30
Der Mond scheint auf sein Blut, das roth.






Am andern Morgen fand man ihn
Als seine Seel’ schon längst dahin.
Ein Brieflein hielt er in der Hand,
Worauf mit Blut geschrieben stand,

35
Daß jener Dirne Sprödigkeit

An seinem Tode Schuldigkeit.





Zum Mägdlein zog’s Gerichte hin
Und hebt sie aus als Mörderin,
Sie trug für ihre Sprödigkeit

40
Gar bald das schwarze Todtenkleid;

Da weint und jammert sie gar sehr,
Daß sie getödtet den Langscheer.

Merkt Mägdelein Euch diese Lehr
Von einem todten Schwalangscheer,

45
Daß Sprödigkeit sei gar nicht gut

Uns die Moral beweisen thut!
Das ist das Ende der Geschicht,
Vegessen Sie das Trinkgeld nicht.