Seeadler und Hecht

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Titel: Seeadler und Hecht
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 881, 894–895
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[881]

Seeadler einen Hecht erbeutend.
Originalzeichnung von F. Specht.

[894] Seeadler und Hecht. (Zu dem Bilde S. 881.) Stille herrscht über der leicht gekräuselten See, leise nur schlägt die Woge an die Planken des Bootes und gemächlich kreisen die Seevögel über der Oberfläche des Wassers, nach einer leichten Beute spähend. Da – „Krau!, Kra – au! Krau!“ ertönt es plötzlich heiser hoch über unserem Haupte, und wie das Brüllen des Löwen in der Wildniß die Thiere erbeben macht, so stiebt hier die Vogelschar auseinander; ein Seeadler ist erschienen, und sein Auftreten bedeutet den Tod des Geschöpfes, das er sich zur Beute ersehen hat. Diesmal aber achtet der Gewaltige nicht auf die gefiederte Schar; in den Tiefen des Wassers hat er sich sein Opfer auserkoren. Mit furchtbarer Wucht stürzt er als Stoßtaucher in die Wellen – ein Augenblick, [895] und er erscheint wieder, feurige Gluth in den braungelben Augensternen, er breitet die mächtigen Schwingen aus und ruht einen Augenblick auf der Welle, in den Fängen einen großen Hecht. Dann schwingt er sich empor in die Lüfte, die Beute zum sicheren Horste zu tragen.

Die Seeküste ist des Seeadlers eigentliche Heimath, aber er kommt auch in das Innere des Landes und läßt sich für kürzere oder längere Zeit an Flüssen oder Seen nieder. Er ist 85 bis 95 cm lang und seine Flugweite beträgt 230 bis 240 cm. Kein Wunder also, daß er so gefürchtet wird. Nur die großen Thiere, wie Pferde und Kühe, sind vor ihm sicher: sonst greift er den Fuchs an und holt den wehrhaften Marder vom Aste weg, er stößt auf die Rehkälber und schlägt den Hasen im vollen Laufe, und es ist durchaus keine Fabel, daß er sich auch an Kindern vergreift. Fischfang treibt er auch im Binnenland; bis in die Tiefe des Wassers verfolgt er die Fische, wobei er als Stoßtaucher arbeitet.

Einen prachtvollen Anblick bietet der auf unserem Bilde mit seiner Beute über der Welle schwebende Seeadler. Mit der Beschreibnng einer anderen ebenso schönen Scene möchten wir aber die Begleitworte zu diesem Bilde schließen.

„Ein Seeadler“, schreibt ein Meister der Naturgeschichte, Lenz, „schwebte Beute suchend über der Havel und entdeckte einen Stör, auf welchen er sogleich herabschoß; allein der kühne Adler hatte seiner Kraft zu viel zugetraut: der Stör war ihm zu schwer, und es war ihm unmöglich, denselben aus dem Wasser emporzuheben: jedoch war auch der Stör nicht stark genug, den Adler in die Tiefe hinahzuziehen. Er schoß wie ein Pfeil auf der Oberfläche des Wassers dahin; auf ihm saß der Adler mit ausgebreiteten Flügeln, so daß beide wie ein Schiff mit Segeln anzusehen waren. Einige Leute bemerkten das schöne Schauspiel, bestiegen einen Nachen und fingen sowohl den Stör wie den Adler, welcher sich so fest in den Fisch eingekrallt hatte, daß er sich nicht befreien konnte.“