Zum Inhalt springen

Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/162

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nach zu urtheilen, muß er aber auch starke Einflüsse von Dosso aufgenommen haben, da er im eben genannten Bilde fast mehr noch als Nachahmer des Dosso als des Garofalo erscheint. Später, etwa zwischen 1540 und 1550, kopirte er mehrere Gemälde des Correggio, und von diesen Kopien und Imitationen nach Antonio Allegri brachte er manche im Jahre 1550 mit nach Rom, wo er sie dem Vasari zeigte. Doch wollen wir uns bei diesem ziemlich untergeordneten Maler nicht länger aufhalten.

Außer den soeben besprochenen Werken der ferraresischen Schule besitzt die Dresdner Galerie noch vier Bilder von Ippolito Scarsella, lo Scarsellino genannt. Sie tragen die Nummern 170 bis 173 und scheinen mir alle echt. Scarsellino bildete sich, wie bekannt, namentlich nach Paolo Veronese, in Venedig aus.

Von Francesco Mazzola, Parmeggianino genannt, sind meiner Meinung nach echt die Nummern 163 und 164[1]. Ihm dürfte auch das edle und fein aufgefaßte Bildniß eines jungen Mannes, No. 3696, angehören, welches vom Kataloge unter die Unbekannten verwiesen wurde. Es hat leider durch Verputzung stark gelitten, ist aber noch immer ein kostbares Porträt.

No. 162 dagegen, „der h. Sebastian und der h. Franziscus vor einem Throne, auf dem Maria mit dem Christkinde sitzt“ gehört meiner Ansicht nach nicht dem Francesco an, sondern wohl eher seinem Vetter und Nachahmer Girolamo Bedolo, auch Girolamo Mazzola genannt, weil er die Tochter des Pierillario Mazzola, Onkels des Parmeggianino, geheirathet hatte. Hier werden ihm zwei Bilder zugedacht, welche nicht von ihm herrühren,


  1. No. 163. Maria mit dem Kinde, schwebend über dem h. Stephanus, Johannes dem Täufer und dem Donator, einem Geistlichen; und No. 164, Maria mit dem Kinde, das in der Rechten eine Rose hält. Bekannt als „ Madonna della Rosa.“
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)