Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/99

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse


Sie.

Ihr Wuchs ist nymphenhaft und schlank,
Ihr Auge blau, und stolz ihr Gang;
Es blickt so freundlich ihr Gesicht, –
Und wenn sie lächelt, wenn sie spricht,

5
Ist lauter Huld und Anmut sie:

Doch ihren Namen nenn’ ich nie!

Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Als ich sie sah und wiedersah;
Mir war so weh, mir war so wohl,

10
Bis plötzlich eine Stimme scholl:

Verwegner, rette dich und flieh!
Doch ihren Namen nenn’ ich nie.

Ich wollte flieh’n, ich wollte fort;
Wohin, wohin? Ach, hier und dort,

15
Und fern und nah, und dort und hier,

Folgt ihres Bildes Zauber mir,
Tönt ihres Namens Melodie:
Doch ihren Namen nenn’ ich nie!

Heinr. Aug. Ottokar Reichard
(Geb. 1751.)





Diese schönen Gliedermassen –

Diese schönen Gliedermassen
Kolossaler Weiblichkeit
Sind jetzt ohne Widerstreit
Meinen Wünschen überlassen!

5
Wär’ ich, leidenschaftentzügelt,

Eigenkräftig ihr genaht,
Ich bereute solche Tat!
Ja, sie hätte mich geprügelt.

Welcher Busen, Hals und Kehle

10
(Höher seh ich nicht genau).

Eh’ ich ihr mich anvertrau,
Gott empfehl’ ich meine Seele.

Heinrich Heine.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)