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hatte. Er schreibt, daß ihn das Problem der christl. Ehe von je her sehr beschäftigt habe u. er will bemerkt haben, daß in der Kreisen des Christusgläubigen Protestantismus das Verständnis für die Ehegesetzgebung der kathol. Kirche wächst.

     Auf Sizilien machen die Engländer Fortschritte. Die überaus schweren Kämpfe zwischen Orel bis Bjelgorod halten an u. scheinen bisher keine wesentlichen Erfolge gehabt zu haben, wenngleich von uns auch sehr schwere Panzerverluste der Russen gemeldet werden. Man wird abwarten müssen.

Sonntag, 18. Juli 1943.     

     Seit drei Tagen ist Klaus auf Urlaub hier u. hat Jens mitgebracht. In dieser Woche hatten wir glücklich Hartmut u. Ortrun nach Ribnitz abgegeben, beide sind heute zurückgekommen, sodaß das Haus voller Kinderlärm ist. Hartmut, der ein sehr lebhafter Junge ist, hat denn auch heute Marthas größte Aufregung hervorgerufen, weil er allein zu tief in's Wasser gegangen ist. Es gab viel Geschrei u. Tränen, obgleich eine wirkliche Gefahr garnicht vorlag, nur daß er auch Ortrun zum Baden verleitet hat u. beide Kinder ohne Bademäntel nachher erbärmlich gefroren haben. Ich habe ja aber immer davor gewarnt, daß man uns die Kinder ohne Aufsicht herschickt, – wenn sich Martha jetzt aufregt, hat sie sich's selber zuzuschreiben, sie hat die Kinder ja haben wollen. Jetzt wird ihr das alles natürlich viel zu viel, denn das Geschäft allein ist schon übermäßig anstrengend dazu noch Klaus mit seinem Jens. Ich will Gott danken, wenn die Kinder erst wieder fort sind, – so niedlich sie auch sind, – u. es soll mir nicht noch einmal passieren, daß Ruth uns die Kinder auf den Hals schickt ohne Mädchen.

     Heute früh wieder sehr schönes Hochamt, sehr viele Menschen, der Kaplan ist ein vorzüglicher Prediger. Gestern mit Pfr. Feige telephoniert, ob der Kaplan nicht noch am kommenden Sonntag ein Hochamt hier halten kann u. erst Sonntag Abend nach Bln. zurückkehrt. Leider hat Pfr. Feige aber keine Vertretung, sodaß es nicht geht. Vermutlich werden wir dann am Sonntag keinen Gottesdienst haben können. –

     Margret hat Besuch von einem Ehepaar Neher aus Berlin, sehr angenehme Menschen. Der Mann ist Maler u. Bühnenbildner.

     Auf Sizilien machen die Engländer langsam Fortschritte. Die Schlacht im Osten ist ungemein Verlustreich für beide Teile, aber sonst scheint dabei nicht viel herauszukommen.

Das Geschäft ist überaus anstrengend. Am gestrigen Sonnabend hatten wir in den drei Stunden Geschäftszeit wieder über 1100, – Rm. Umsatz. Ich begreife nicht, wo es herkommt, da wir ja doch kaum Ware haben. Die Leute kaufen, was man hinstellt.

Montag, 19. Juli 1943.     

     Gestern Abend war das Ehepaar Neher, Margret's Besuch, bei uns. Klaus u. Margret ebenfalls. Herr N. ist ein sehr lebendiger Mensch der von sich aus das Gespräch auf Religion brachte. Er hat offenbar großes Interesse für Katholizismus, doch bleibt das noch sehr im Aeußerlichen stecken. Die Frau macht im Gegensatz zu ihm einen etwas sturen Eindruck, sehr protestantisch. Im Verhältnis zu Margret war dieser Abend insofern nicht unwichtig, als sie für Herrn N. eine starke Zuneigung zeigt, Herr N. mir selbst aber unterlegen ist. Da er mir ganz offensichtlich große Sympathie entgegenbringt, wird dies das Verhältnis zwischen mir u. Margret befestigen. Außerdem ist Herr N. eine Variante ihres Vaters, mit dem er auch äußerlich Aehnlichkeit hat. Man kann das vielleicht ausnutzen, um Margret's Verhältnis zu ihrem Vater zu verbessern. –

Der gestrige Heeresbericht sprach davon, daß die Russen jetzt ihre schweren Angriffe auf die ganze Front südlich Bjelgorod

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Hans Brass: TBHB 1943-07-14. , 1943, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-07-18_001.jpg&oldid=- (Version vom 20.5.2024)