Seite:Karl Woermann Katalog der Gemäldegalerie Dresden 1887.pdf/126

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schlafende nackte Venus und zu ihren Füssen den kleinen Liebesgott“ beschreibt. Er fügt auch hinzu, dass Tizian (wahrscheinlich nach Giorgione’s frühem Tode) das Bild vollendet habe. Es ist daher erklärlich, dass es früher unter Tizian’s Namen ging und es muss, genau genommen, als gemeinsames Werk Giorgiones und Tizian’s bezeichnet werden. Die Ansicht H’s., dass das Bild nur eine Copie nach Tizian, „wahrscheinlich von Sassoferrato“ sei, erschien der Malweise des freilich keineswegs in allen Stücken wohl erhaltenen Bildes gegenüber von vornherein ausgeschlossen. Giovanni Morelli’s Entdeckung haben, ausser uns, öffentlich beigestimmt O. Eisenmann, M. Thausing, G. Frizzoni. Sie ist um so bedeutsamer, da keines der bei H. dem Giorgione zugeschriebenen Bilder als eigenhändiges Werk dieses Meisters gelten kann. – Gestochen von C. E. Siedentopf. – Phot. Braun III, 15. – Phot. Ges.

Nach Giorgione.

Das Horoskop. 186. (244.) 32 c.

Rechts vor altem Ruinengemäuer steht, nach rechts gewandt, ein weissbärtiger Mann im Turban mit einer Scheibe und einem Zirkel an einem Postamente, dessen Seite ein weisser Adler, das Wappen der Este, schmückt. Hinter ihm kniet eine weiss gekleidete junge Frau und streckt die Linke, wie schützend, über den nackten Knaben aus, der vor ihr am Boden liegt, während ein junger Mann im Harnisch, sein rotes Barett in den Händen, neben ihr an der Mauer steht. Der Alte scheint dem Knaben, den seine Eltern ihm zugeführt haben, das Horoskop zu stellen. Das Wappen der Este lässt vermuten, dass es sich um einen Sprössling dieser Familie handelt. Die einen haben an Lucrezia Borgia und ihren Sohn, die andern (H.) an Ruggiero, den Stammvater der Este im Hause des Zauberes Atlane, wohl nach Ariosto’s Orlando Furiose (IV, 30), gedacht. Links in der Landschaft ruhen zwei Krieger unter einem grossen Baum; weiter in der Mitte bläst ein anderer die Flöte.

Leinwand; h. 1,32½; br. 1,92. – 1874 aus der Sammlung Barker in London. Das Bild ist der Kunstgeschichte, da es sich früher in der Galerie Manfrin zu Venedig befand, schon seit längerer Zeit bekannt. Es galt früher als ein Originalwerk Giorgiones. Doch ist es, so giorgionesk sein Charakter im allgemeinen ist, hierfür zu schwer in der Farbe, zu schwach in der Zeichnung und zu leer in der Modellirung. Cr. und Cav. VI, S. 196, denken „am ehesten“ an Girolamo Pennacchi. Doch sind wir mit Morelli (Lerm. S. 183) der Ansicht, dass es eine alte Copie nach einem verschollenen echten Bilde Giorgione’s sei. – Phot. Braun VII, 6.

Das Urteil des Paris. 187. (246.) 35 c.

Links unter dem Baume sitzt Paris in weissen Beinlingen und roter Jacke nach rechts gewandt im Rasen; neben ihm liegt sein Hund. In seiner linken Hand hält er den Apfel. Rechts stehen die drei Göttinen, die mittlere

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/126&oldid=- (Version vom 20.8.2021)