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„Ich schäme mich vor mir selbst. – Siehst Du, gerade dasselbe wie Du habe ich eben gedacht. – Nun haben wir ja unseren Lohn! Der Schuft macht es mit uns wirklich genau so wie mit Karl, seinem Neffen.“

Da ertönte plötzlich hinter den beiden eine helle Stimme: „Gut, daß Ihr jetzt einseht, wie schändlich Euch mein Onkel, der diese verwandtschaftliche Bezeichnung wahrlich nicht verdient, ausgenutzt hat!“

Jakobsens und Schulks Köpfe fuhren herum. Und ihre Augen starrten nun mit einem Ausdruck ehrlicher Beschämung den an, der hier mit ihrer Hilfe wahrscheinlich elend hatte umkommen sollen.

Karl Wend, der Schiffsjunge der Najade, war damals sechzehn Jahre alt, jedoch bereits sehr in die Höhe geschossen und so kräftig, daß wohl jeder ihn bedeutend älter geschätzt hätte. Auf seinem offenen, frischen Jünglingsantlitz lag jetzt ein Zug von Trauer und Verbitterung, der es noch reifer erscheinen ließ. Und eindringlich sagte er nun, indem er erst Jakobsen und dann Schulk die Hand reichte: „Ich hätte gerade von Euch beiden, die Ihr nie mit mir rohe Späße wie die meisten anderen an Bord der Najade getrieben habt, kaum gedacht, daß Ihr so leicht Euch selbst untreu werden würdet. Im Grunde Eures Herzens seid Ihr wohl trotz allem anständige, wenn auch etwas leichtsinnige Kerle! – Hier, schlagt ein. Wir wollen treu jetzt zueinander halten, wir drei Opfer eines Mannes, der dem Strafgericht einer weise waltenden Vorsehung nicht entgehen wird. – Mit diesem Händedruck laßt uns Gefährten werden, die sich einer auf den anderen verlassen können!“

Jakobsen seufzte jetzt unwillkürlich tief auf und meinte verzagt: „Wir werden nicht viel Gelegenheit haben, zu beweisen, daß wir ehrliche Kameraden fortan sein wollen. Lange werden wir’s hier ja kaum machen auf diesem trostlosen Eiland, zumal es noch gut zwei Monate dauern kann, ehe die Sonne hier so viel Wärme spendet, daß wenigstens stellenweise das Eis wegschmilzt und uns ein trockenes Fleckchen zum

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W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)