Zum Inhalt springen

Topographia Austriacarum: Judenburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Judenburg
<<<Vorheriger
Hartberg
Nächster>>>
Knitelfeld
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 43.
[[| in Wikisource]]
Judenburg in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[43]
Judenburg.

Diß ist die Hauptstatt in Ober-Steyer / an der Muer gelegen / nach welcher man 14. Meilen hinab auf Grätz / zu Land / hat / nemlich 6. gen Leubm / und von dar noch 8. auff Grätz. Und fähret man von Judenburg biß nach Leubm allbereit mit Flössen / auff der Muer / daselbsten man so dann / neben den Flössen / auch Schiff hat. Ubers Gebürg aber seynd von Judenburg nur acht Meilen auff Grätz / nemlich 1. Meil gen Weissenkirchen, von hinnen über die Stuben Alben / auff welcher zu oberst ein schönes Wirtshauß / dahin ein starcke Meil. Ferners den Berg herab auff Lancowitz / so ein Herbersteinisch Schloß / sampt einem Franciscaner Closter 1. Meil; von dannen zur Stadt Voitsperg / 2. Meilen: von welchem Ort noch 3. Meilen auff Grätz sind. Und solcher Weg wird viel gebraucht. Es ist Judenburg ein schöne / und wolerbaute Statt / so auff 3. Seiten / vorauß gegen der Muer / an einer zimlichen Höhe / und also gar schön liegt. Hat / neben andern 8. Gassen / sonderlich zwo Hauptgassen / die zu beyden Seiten durch die Statt gehen / und durch welche / beederseits der Länge deß Platzes / zwey Bächlein fliessen: Und ist solcher Platz schön / groß / weit / und lang / darauff jährlich zweymalen / als am H. Aufffarths- und S. Ursulae Tag / ein grosser Jahr- und Viehmarckt gehalten wird / welcher allezeit 8. Tag (doch der Viehmarckt nur einen Tag) wehret. Der Thor sind fünffe / sampt einem Thörlein. Es hat auch ein schön Fürstliches Schloß in der Statt / die Burg genant / allda auch bißweilen eine Fürstliche Hoffhaltung / sonderlich wann es zu Grätz gestorben / gewesen; daran nächst das Franciscaner Closter liegt / also / daß man auß der Burg / durch einen kleinen Gang / oder Galeria, in das Closter / und Kirchen / und auff eine sonderliche Vorkirchen / für die Fürstliche Personen erbaut / kommet. Die Jesuiter haben das Dominicaner Closter / sampt etlichen daneben liegenden schönen Häusern / zu einem stattlichen Collegio gemacht / und ein Schul darinn auffgericht. Und sind biß an dieses Collegium hinauff beederseits Adeliche Freyhäuser / oder Wohnungen erbauet; und stehet auch in selbiger weiten Gassen / so wol ein Platz möchte genennet werden / der Saltzburgische Kasten. Unter der Herren- und deß Adels Häusern ist auch / Herrn Christoph Friederichs Zähen / zu Groß Globming / Hauß / an der Stattmauer / Zähenburg genant; und gegen über das Wagnisch ansehenlich Hauß / oder Pallast; darzwischen S. Martinskirchen / auff einem lustigen Platz gantz frey liegt / in welcher / vor der Religionsänderung / die Evangelischen ihre Geistliche Ubungen / und Gottesdienst / gehabt / und verrichtet haben: Der Zeit aber wird solche Kirch deß Jahrs ein oder zweymal von dem Statt Pfarrer allhie besungen. Die Pfarrkirche ist ein schönes grosses Gebäu / darinn vornehme Herren / und vom Adel / ihre Epitaphia haben: Wie dann vor diesem ein grosser Adel allda gewohnt. Es hat auch ein schönes Spital / zum H. Geist genant / in der Statt; und gleich unter der Statt / bey der Muer / ein schönes Frauen-Closter / S. Clarae Ordens. Das Rathhauß ist auch zu sehen. Und hat die Statt selbsten Bann / und Acht / und wird zum Malefitzrecht nur der Ankläger / und Scharff-Richter / von Grätz herauff erfordert / und solches nicht auff öffentlichen Gassen vor dem Rathhauß / wie in andern Stätten gebräuchlich / sondern auff dem Rathhauß / in einer weiten Stuben / dahin man die arme Sünder führet / gehalten. Das Regiment der Statt bestehet bey Burgermeister / Richter / und Rath. Die Land-Stände haben sonsten allhie kein besonders Landhause / Landshauptmannschafft / und Verordnete / als wie in Ober-Oesterreich / sondern es wird alles nach Grätz gerichtet. Es hat ferners auch vier schöne Röhrkästen / oder springende Brunnen / in der Statt; und gegen oberwehntem Marcktflecken Weissenkirchen liegt eine Vorstatt / so sich unten gegen der Muer erstreckt / über welchen Fluß da eine Brücke gehet; jenseit deren eine Kirch / und kleines Vorstättlein / sampt etlichen Mühlen / zu sehen. Und ist der gantze Muerboden / oder Judenburger Feld / biß gen Knitelfeld / über die massen ein schöne lustige Gegend / da viel stattliche Schlösser / und Dörffer seynd. Auß Großgünstiger Communication H. S. F. Z. Z. G. etc. Lazius hält Judenburg für alt / wie lib. 12. Reip. Rom. sect. 6. cap. 4. zu lesen / der von dannen fünff Meilen nach Friesach rechnet; aber sich in dem irret / daß er den Flecken Kobentz / so Er ein oppidulum nennet / sampt dem Feld / auffs nächste bey Judenburg setzet. Dann solcher Ort noch weit davon liegt.