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Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Oesel

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Topographia Germaniae
Oesel (heute: Saaremaa)
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Plescau
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 32–33.
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Oesel / Osilia,

Vom Abend / gegend dem Lifländischen grossen Meerbusen über gelegen / so 12. oder 14. Meilen in der Länge / und 7. in der Breite / hat / in acht / oder zehen Pfarrkirchen außgetheilet ist / und bey vier tausend / oder darüber / Inwohner / und darunter auff die 30. Adeliche Geschlechte hat / wie Joh. Isac. Pontanus, in Tract. Boreal. descriptione, fol. 734. Rer. Danic. sagt. Sie ligt von Lübeck 100. von Copenhagen 80. vom Lifland aber / oder dem festen Land / nur etlich wenig Meilen / in der Oost-See / oder dem Teutschen Meer. Die fürnehmste Orth darinnen seynd Arnberg / oder Arnsburg / und Sonnenburg.

Arnsburg ist nicht allein ein starckes / und vestes Schloß / sondern auch / wie auß M. Simon Heinrichs Cive Christiano, Anno 1634. in 4. zu Rostock gedruckt / und desselben Vorrede / erscheinet / eine Stadt / so durch Burgermeister / und Rath regieret wird. Andere sagen auch / daß die Einwohner solcher Stadt Teutsche Lifländer seyen; wiewol lange Jahr eine Dänische Besatzung darinn gehalten worden; und war An. 1630. Juncker Friederich Ranzow Königlicher Dennemärckischer Stadthalter auff Oesel / sonsten aber seynd auch Königliche Land-Räthe / Superattendens, und Pastores, auch andere Bediente / in dieser Königlichen Vestung Arnsburg / und auff Oesel gewesen. Anno 1566. haben die Schweden Arnsburg gebrandschätzt / und grossen Raub davon getrieben / welcher doch den mehrertheil von den Polen (die es damaln mit Dennemarck / wider Schweden / hielten) ihnen abgejagt / und benommen worden.

Sonnenburg ist auch ein gutes Schloß / welches die Schweden An. 1568. eingenommen. Anno 1575. bekam solches Hertzog Magnus von Sachsen Lauenburg / als ein Gut so ihme der König in Schweden verlehnet hatte / der darzu auch den Holmes Mone haben / ihme aber denselben der Dänische Stadthalter auff Oesel nicht lassen wollen. Nach seinem Abzug bekamen die Dänischen das Hauß Sonneburg in einem Brande ein; wie Henning in der Lifländischen Chronick berichtet. Es muß aber hernach dieses Sonnenburg dem Hertzog von Churland gehört haben / weilen eben dieser Henning / im Jahr 1583. schreibet / daß / nach dem Tode Hertzogs Magni zu Holstein / des Königs in Dennemarck Bruders / dessen in dem vorhergehenden oft gedacht worden / der Hertzog von Churland / für das Stifft Churland / das schöne Herrliche Gebieth Sonnenburg / auff der Insel Oesel gelegen / habe geben wollen. Chytraeus in seiner Saxonia sagt / daß der dritte Bischoff zu Riga / Albertus, ein Geistlich Collegium zu Leal in Lifland gestifftet / dessen Bischoffs Sitz zu Habsal gewesen / hernach von dannen nach obgedachtem Arensburg auff Oesel versetzt worden / aber gleichwol unter dem Ertz-Bischoff zu Riga gewesen. Pontanus de Rebus Danicis wil / daß König [33] Abel in Dennemarck / Anno 1251. dem Bischoff Hermann allhie / diese gantze Insel Oesel / so seine Vorfahren / die Könige in ihrem Gewalt erhalten hatten / überlassen habe. Und an einem andern Orth / sagt er also: Quondam Collegiata Canonicorum Ordinis Theutonici societas totam possedit, salvo tamen jure, quod Regi Danorum perpetuo competiit. Ein ander meldet / daß König Waldemar der ander in Dennemarck seye behülfflich gewesen / daß in dieser Insel ein Bisthumb angerichtet worden. Der letzte Bischoff allda war Johannes von Münchhausen / welcher solches Bisthumb / wie auch das Bistthumb in Churland / entweder dem König Friderico II. in Dennemarck / oder aber seiner Frauen Mutter / oder aber seinem Brudern / obernandtem Hertzog Magno zu Holstein / (dann die Scribenten hierinn nicht einig) verkaufft / welche beede Bistümer hernach auch er / Hertzog Magnus, von Anno 1560. an / biß 1563. da er gestorben / besessen hat. Und schreibet Salomon Neugebauer lib. 8. histor. Polon. p. 602. daß diesem Hertzog auch der letzte Bischoff zu Reval / Mauritius Vrangel / selbiges Bistums Gerechtigkeit cedirt habe. Nach seinem Tode / ist diese Insel Oesel an Dennemarck kommen / die der König dem berühmten Lifländischen Kriegs Obersten / Georgen von Farensbeck / mit dem Schloß Arensburg / auf sein Lebenlang eingeraumt. Weilen aber derselbe auch vom König Steffan in Polen / wegen seiner Verdienst in dem Moscowitischen Krieg / Güter bekam / so ward ihme Oesel Ann. 1584. wieder genommen; wie auch Andreas Bureus in descript. Orbis Arctoi, am Ende / bezeuget: Und bliebe solches Land der Cron Dennemarck / biß Anno 1645. da es / bey den Friedens-Tractaten / und darauf erfolgtem Vergleich / von selbiger Cron / der Cron Schweden erblich überlassen worden / und jetzt dieser gehörig. Dann / ob wol in dem 5. Tomo Theatri Europaei, fol. 1010. b. stehet / daß in dem besagten 45. Jahr / über Riga Nachrichtung einkommen / daß / als die Abtrettung dieser Insel den Schwedischen / von den Dänischen geschehen / der König in Polen / Uladislaus IV. durch einen zu dem Ende abgefertigten Gesandten / sein daran habendes Erb- und Pfand Rechte / bey den Inwohnern / vermittelst einer abgelegten Lateinischen protestation, inständig treiben lassen: So ist doch weiter hievon / so viel man weiß / in den Zeitungen / und Schrifften nichts einkommen.