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Topographia Franconiae: Weissenburg

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Topographia Germaniae
Weissenburg (heute: Weißenburg in Bayern)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 103–104.
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[103]
Weissenburg / am Nordgöu.

Diese Reichs-Stadt / so vorzeiten ein weil der Burggrafen zu Nürnberg Pfandschilling gewesen: aber Anno 1360. von ihnen / der Versatzung halber / wieder loß gesprochen worden / ligt 5. Meil von Thonauwerth / und an der Altmühl. Käyser Carl der Grosse hat Anno 793. von dem Fluß Regnitz / oder Rednitz / in diesem Fluß Altmühl / Altimoniam, (so zu Kelheim in Bayern in die Thonau fällt) zu graben anfahen lassen / damit man auß dem Rhein in den Mäyn / auß diesem in die Rednitz / von solcher in die Altmühl / und auf derselben in die Thonau schiffen könte: daran er aber durch stätige Regen und Feuchte der Erden / verhindert worden / wie auß den Historien bekandt ist. Es hat allhie zu Weissenburg eine Reichs-Pfleg / welche mit der Reichs-Pfleg zu Thonau- oder Schwäbischen-Werdt / etwann zugleich mit einander beyde von Römischen Käysern versetzt / hernechst aber wieder von einander gesondert worden seynd. Und hat es benantlich mit der Reichs-Pfleg zu Weissenburg eine solche Gelegenheit (wie der Verfasser deß Discurß / ob die alten Reichs-Vogteyen dieser Zeit bey den Reichs-Städten wieder angerichtet werden sollen / am 31. Blat. meldet) daß vier Dörffer ohnfern von der Stadt / jedoch ausser derselben Marckung gelegen / welche man die Königliche Dörffer nennet / mit aller Obrigkeit / hohen und niedern Gerichten / Umbgeld / etc. auch mit Gülten von Haber / etc. (in andern Flecken / so den Benachbarten zuständig seynd / gefallend) darein gehören: Erscheinet beneben auß denen darüber besagten documentis so viel / daß solche Reichs-Pfleg / doer dero Verwalter / auch etwas Gerechtigkeiten in der Stadt gehabt / und daselbst gewohnet haben müssen: was aber solche Jura gewesen / ist nunmehr etwas unlauter und zweiffelhafftig: Indem ein Interims-Vertrag (zwischen den Städten Weissenburg und Schwäbischen-Werdt;) durch die von Augspurg und Nürnberg / Anno 1537. wegen Sonderung beyder Pflegen / erhandelt / mit sich bringt / daß der Stadt Weissenburg Richter-Ampt / oder dessen Besetzung / in die Pfleg daselbsten gehörig seye: Entgegen beweisen Burgermeister und Rath der Stadt Weissenburg / mit vernünfftigen Gründen und etlichen Documentis, daß solch Richter-Ampt nicht der Reichs-Pfleg / sondern gemeiner Stadt zustehe / und daß bevorab der Blutbann in der Stadt und dero Marckung / ihnen jederzeit gebühret: Der Reichs-Pfleger aber selbigen in den 4. Königlichen Dörffern gehabt: Dahero noch heut zu Tag zwey Signa meri Imperii, deren eines der Reichs-Pfleg / das andere der Stadt diene / vor Augen stehen / etc. Deme sey nun aber wie ihm wolle / so ist diese der Stadt Weissenburg Reichs-Pfleg / welche sie in die 96. Jahr Pfandweiß inngehabt / Anno 1629. (al. 1628. Sihe oben den Eingang dieses Tractats) abgelöst / und Herrn Bischoffs zu Aichstätt / Fürstlichen Gnaden / Administrations-weise eingehändiget / zwischen dero und der Stadt / folgends ein Provisional-Vergleich / deß Richter-Ampts halber / auffgerichtet worden. Darob gleichwol so viel zu verspüren / daß die Reichs-Pfleg / ohn / oder mit dem Richter-Ampt / nicht so viel befugsame habe / als anderer Städte Reichs-Vögte sonst vor Jahren gehabt. Und geben sonderlich der alten Reichs-Pfleger Revers / so sie der Stadt jugiter geben müssen / so viel zu erkennen / daß / wann sie zu einem Burger zu sprechen gehabt / sie deßwegen in der Stadt / nach derselben Gesetz / Recht / und Gewohnheit / das Recht suchen; auch mit Abtret- oder Continuirung solchen Pfleg-Ampts / sich nacher der Burger Willen und Heissen / verhalten müssen. Und so viel sagt hie von der angezogene Autor. Der monatliche einfache Anschlag zum Römerzug / ist dieser Stadt / 3. zu Roß / 16. zu Fuß / oder 100. fl. Hat aber in diesem Teutschen Krieg / von beyden kriegenden Partheyen / sonderlich Anno 1632. den 28. Maij / nicht wenig von den Bayrischen außgestanden; wie hievon im 2. Theil deß Theatri Europaei, am 567. Blat / der andern Edition, und darunter dieses zu lesen / daß damalen auch die drey Thor verbrannt worden seyn. In jetztgedachten Theatri 5. Theils 1278. Blat wird vermeldet / daß diese Stadt als solche mit einem Regiment Schwedischer Soldaten unter dem Obristen Lieutenant Adam Weyern besetzt gewesen / von den Käyserischen und Chur-Bayrischen den 23. Januarij 1647. erobert / und ihr Zeit wehrender Belägerung mit Einwerffung vieler Granaten / Feuer Ballen / und glüender Kugeln / an Häusern und Städeln grosser Schaden zugefüget worden.

[T34]

[104] Zu nechst ob dieser Stadt ligt die Vestung Wültzburg / auf einem hohen Felsigen Berg / da vorzeiten Käyser Carolus M. eben an dem Ort / wo sein Vater / König Pipinus, so sich hierumb mit der Jagt erlustigte / S. Nicolai Capell gebauet / das Benedictiner-Closter Wildsburg / bey Regierung deß andern Bischoffs zu Aichstatt / Gerochi, gestifftet hat / wie G. Bruschius de Episcop. Germ. c. 10. p. 181. schreibet. Marggraf Georg Friederich von Brandenburg / hat hernach diese jetzige Vestung mit 5. Pasteyen zu erbauen angefangen / so allhie ihre Casamaten und fürgelegte Flügel / und auf den 3. Pasteyen gegen der Straß / wo man hinauf fähret / auch seine Cavalliers gehabt / alles von hartem spitzigen Stein / so auß dem Zwinger / oder Graben / mit grosser Mühe und Arbeit / außgebrochen / und die Wehren / und andere innere Gebäu also rauher damit aufgebauet worden; darumb Anfangs eltiches Gebäu nicht gern bestand haben wolte / man sich auch besorgt hat / daß im Fall der Noth ein Büchsenmeister allda nicht gern sich gebrauchen lassen möchte / weilen die Wehren und Schußlöcher alle nur von neuen spitzigen Steinen gemacht / und darzwischen mit allerley kleinem Gebröck außgefüllt / daß dann von einem rechten starcken Schuß innwendig den Soldaten vielmehr von gemelten Steinen Schaden zugefügt würde / als von dem Schuß / oder Kugel / selbsten. Es ist dieses Wültzburg dem General Grafen von Tilly / von der Regierung zu Ohnspach (dahin / durch Guntzenhausen / 5. Meil gerechnet werden / ) umbs Ende deß 1631. Jahrs / übergeben worden / der 300. Soldaten darein gelegt. Und ist solche Vestung dem Herrn Marggrafen Anno 1642. noch nicht restituirt gewesen; wie man damaln im Julio berichtet hat. Anno 1634. den 11. Octobris, hat das Feuer darinn grossen Schaden gethan / und sollen die inwendigen Gebäu noch nicht reparirt worden seyn / sondern nur das Gemäur da stehen. Hat einen einigen Brunnen / so selbiges mal auch in der Brunst verschüttet worden seyn solle.

Der Welsche Graf Gualdus beschreibet sie / im Jahr 1647. also: Vaissemburg piazza oltre il Danubio, vicina à Vilsbourg, cinta da due recinti di mura antiche, mà forti, ajutata d’ alcune fortificationi moderne etc. Was diese Stadt Monatlich zum Reich zu contribuiren / das stehet im besagten Text: Zu Unterhaltung des Cammer-Gerichts zu Speyer / gibt sie / wi ich finde / nach dem erhöchten Anschlag / Jährlich / 41. Gulden / 42. Kreutzer / 5. Heller / den Thaler zu 69. Kreutzern gerechnet. Hat ein Reichs-Pfleg / darinn 4. Dörffer / Kaldorff / Peterbuch / Biburg und Wengen / mit aller Ober- und Nider-Obrigkeit / mit Steuren und Umbgeld / etc. ohnstreitig gehören / in die auch etliche Habergulten / auß andern Herrschafften / gelieffert werden. Solche Reichs-Pfleg hat die Stadt 90. Jahr innen gehabt / biß diese Pfandschafft Anno 1629. vom Bischoff zu Aichstätt gehling abgelöst worden. Es ist aber in der Anno 1649. den 11. 21. Junij / zu Nürnberg / bey dem angestellten Executions-Convent, übergebnen Verzeichnuß / mit einkommen / der Stadt Weissenburg / die vom Herrn Bischof zu Aichstatt innhabende Reichs-Pfleg seit An. 29. zu restituiren, nicht allein die blosse Vogteylichkeit / wie der Herr Bischoff / gegen erlegten Pfand-Schillinge / zu thun gewillt; sondern auch die praetendirte Lands-Fürstliche Obrigkeit darüber fahren zu lassen. Was darauff erfolgt seyn mag / ist mir unwissend. Anno 1634. hat sich diese Stadt / den 21. Decembris, wegen lang außgestandenen Hungers / den Käyserlichen mit Accord ergeben.