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Traubenhändler

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: K. R.
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Titel: Traubenhändler
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 641, 644
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[641]

Traubenhändler.
Nach dem Oelgemälde von Viktor Tobler.

[644] Traubenhändler. (Mit Illustration S. 641.) Wer vor dem Jahre 1867, das heißt vor Fertigstellung der Brennerbahn, die alte Heerstraße von Innsbruck nach Welschland hinan- und hinabschritt, welche, nebenbei bemerkt, noch größere landschaftliche Schönheiten aufzuweisen hat, als der moderne Schienenweg, oder wer von Sterzing aus den Jaufenpaß überstieg, um durch das Passeierthal an die Etsch zu gelangen, der begegnete, vorausgesetzt, daß er klug genug gewesen, die schönen Tage des Herbstes abzuwarten, Hunderten von Männern und Frauen, welche, von der schweren Last vornübergebeugt, mächtige Körbe voll süßer Trauben auf dem Rücken, nach den nördlichen Gauen wanderten, wo es ihnen nie an Kunden fehlte.

Und wie damals, so ward es auch vor Jahrhunderten gehalten, da auch über den Brenner nur ein Saumsteig führte, für die schwerfälligen Fuhrwerke der Zeit unpassirbar und selbst für Roß und Reiter beschwerlich genug. Aber die Frucht des Weinstockes war damals nicht weniger begehrt als heute, und es schritt kaum Einer mit solcher Last beladen durch die Gassen der Städte und Städtchen oder an den Gehöften vorüber, die an seinem Wege lagen, ohne angerufen zu werden; dafür sorgten vor Allem die lieben Kleinen. Auch der schwarzbärtige Mann auf unserm Bilde, mit der fremdartigen Erscheinung, die auf die südlichen Thäler des Landes hinwies, blieb von den schmucken Kindern nicht unbemerkt, und jubelnd riefen sie die Mutter herbei, auf daß sie ihm einen Theil seiner süßen Last abnehme. Jetzt aber, da er an ihre Thür herangetreten, die „Kraxe“ an den Pfeiler gelehnt und die eiserne Schnellwage hervorgezogen hat, um die gewünschte Menge abzuwiegen, da drückt sich das Mädchen scheu an die Mutter, und auch der Junge nimmt eine Stellung ein, welche es ihm für alle Fälle möglich macht, hinter der Mutter Schutz zu suchen.

Der Künstler, dem wir das anmuthige Bildchen verdanken, heißt Viktor Tobler, ist am 13. Januar 1848 zu Trogen im Kanton Appenzell in der Schweiz geboren und lebt seit 1868 in München, wo er auch seine höhere Ausbildung erhielt und nun eine geachtete Stellung einnimmt. K. R.