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Vermißten-Liste (Die Gartenlaube 1889)

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Titel: Vermißten-Liste
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aus: Die Gartenlaube, Heft 24, 39, S. 408, 666–667
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[408] Vermißten-Liste. Zuerst wollen wir Bericht erstatten über diejenigen, deren Spur infolge unserer Aufrufe aufgefunden worden ist.

Herr Hermann Danke aus Dresden benachrichtigt uns, daß die Vermißten-Liste der „Gartenlaube“ es ermöglicht habe, den Aufenthaltsort seiner Söhne in Amerika zu ermitteln; er spricht uns seinen wärmsten Dank aus.

Der Sattler August Vesterling giebt selbst seinen Wohnort, London, an mit der Bitte, ihn seinen Schwestern zu nennen, denen wir die frohe Botschaft gern überbracht haben.

Der Vater des Maschinentechnikers Robert Götze theilt uns hocherfreut und mit rührenden Dankesworten mit, daß sein Sohn, nachdem er unsere Aufforderung gelesen, sofort geschrieben habe und somit das Glück und die Ruhe einer ganzen Familie wieder hergestellt worden sei.

Frau Dr. Grapengießer konnten wir die allerdings schmerzliche Mittheilung von dem Tode ihres Gatten durch verschiedentlich eingegangene glaubwürdige Belege bestätigen und die Gattin so wenigstens aus der peinlichen Ungewißheit über das Schicksal des Mannes erlösen.

Der Schneidergesell Wilhelm Hülpüsch wurde ebenfalls ausfindig gemacht, und wir vermochten der besorgten Mutter die langersehnte Nachricht zu überbringen, daß ihr Sohn noch lebe und sich bester Gesundheit erfreue.

Herrn E. Ziegert in Altenburg i. S. ist es zu danken, daß wir Kenntniß von dem Tod des Mechanikers Alfred Messerschmidt erhielten und denselben dem Bruder, der lange schon in Sorge um den Vermißten lebte, schonend mittheilen konnten.

Ferner ist uns der Aufenthaltsort des Musiklehrers Emil Baarts, Montreal in Kanada, genannt und von uns der Schwester des lange vergeblich Gesuchten bekannt gegeben worden.

Dem Vater des Schneidergesellen Karl Bernhard Senf konnten wir infolge der Zuschrift des Herrn Wilhelm Dilg in Saarbrücken die freudige Nachricht zukommen lassen, daß sein Sohn am Leben sei.

Auch der Korbmacher Friedrich Wilhelm Ferdinand Gierth, welcher von seiner Schwester gesucht wurde, hat der „Gartenlaube“ seine Adresse angegeben; er lebt zu Leicester in England.

Herr G. Richard Goerne in Chemnitz berichtet uns, daß er als Krankenpfleger nach der Schlacht bei St. Privat einen Hornisten gepflegt habe, der schwer verwundet in seinen Armen das Leben ausgehaucht habe; der Beschreibung nach ist es der von seinen Angehörigen gesuchte Musiker Wilhelm Karl Friedrich Ulbricht gewesen, der den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist.

Ferner ist es uns gelungen, den Schiffszimmermann Bernhard Karl Ludwig Grabbert aufzufinden.

Eine Karte ist uns zugegangen, welche über den Schmelztiegelfabrikanten Johann Baptist Schoepf Auskunft giebt. Leider ist die Frau des Gesuchten auf Grund der von ihr angegebenen Adresse von der Post nicht aufzufinden gewesen, und so konnten ihr bis heute die Nachrichten nicht zugestellt werden.

Schließlich können wir dem Vorstehenden noch hinzufügen, daß auch der Aufruf betreffs des Seemanns Carl Gustav Alfred Püschel dadurch erledigt worden ist, daß der Verschollene nach langer Zeit wieder an seine Eltern geschrieben hat.

Bei Veröffentlichung dieser so erfreulichen Ergebnisse sprechen wir allen denen wiederholt unsern Dank aus, die uns bei Aufsuchen der Verschollenen durch Mittheilungen unterstützt haben; gleichzeitig lassen wir die Fortsetzung unserer Vermißten-Liste folgen, mit der Bitte an unsere Leser, auch dieser ihre freundliche Aufmerksamkeit schenken zu wollen, die allein es ermöglicht hat, daß schon so mancher Verlorengeglaubte seinen Angehörigen wieder zugeführt werden konnte.

Fortsetzung der Vermißten-Liste aus Nr. 41 des Jahrg. 1888.

166) Hermann Wilhelm Kröber, Schiffskoch, geb. 22. März 1849 zu Dresden, schrieb zum letzten Male am 20. März 1883 von Valparaiso aus, daß seine Mutter ihm den Brief in 4 Monaten beantworten möge, er werde dann in Liverpool sein. Obschon die Mutter seinem Wunsche nachgekommen ist, hat sie doch keine Antwort auf ihren Brief erhalten. Dagegen gab das Seeamt in London an, daß Kröber in Liverpool mit dem Schiffe „Seaward“ gelandet, aber am 13. Dezember 1883 nach Cardiff weitergegangen sei. Die Mutter, die schon einen Sohn, der Matrose war, verloren hat, lebt in großer Sorge, daß auch diesem ihrem Kinde etwas zugestoßen sein könne, zumal es schon einmal bei einem Schiffbruch nur das nackte Leben gerettet hat. Kröber verlor damals auch seine Papiere; die neuausgestellten aber, die ihm die Mutter zusandte, mag er nicht bekommen haben und reist nun vielleicht ohne jeden Ausweis umher.

167) Seit seinem letzten Briefe vom 19. Januar 1878 von Koburg aus ist der am 29. Mai 1856 zu Bieberstein bei Siebenlehn geborene, in Obergruna heimathsberechtigte Schlosser Bruno Straube für seine bekümmerten Eltern verschollen. Dieselben bitten auf diesem Wege dringend um ein Lebenszeichen. Diesem Aufruf der Eltern ist noch hinzuzufügen, daß Straube vom August des Jahres 1878 bis 28. Juli 1879 bei einem Schlossermeister in Koburg in Arbeit gestanden und sich dann nach Leipzig abgemeldet hat, wie eine Mittheilung des Magistrats von Koburg angiebt.

168) Karl Friedrich Wilhelm Sandring, geb. 9. Febr. 1851 oder 1852 zu Halle a. d. S., war zuletzt Hausdiener in Hamburg, von wo im Oktober 1884 die letzten Nachrichten kamen. Die hochbetagte, unbemittelte und zum Theil von Unterstützungsgeldern lebende Mutter des Verschollenen hat nur den einen Wunsch, noch einmal etwas von ihrem Sohne zu hören.

169) Julius Michael Rudolph Lassotta, geb. 6. Sept. 1842 zu Murowana-Goslin in Posen, seines Zeichens Schmied, ist am 7. Mai 1863 nach Hirschberg in Schlesien gegangen, von wo er sich am 12. Juli 1864 nach Halle (vermuthlich „Halle in Westfalen“) abgemeldet hat. Seit der Zeit fehlt jede Spur von dem Verschollenen.

170) Der Arbeiter Johann Carl August Reinke, geb. 12. Januar 1852 zu Wurchow im Kreis Neu-Stettin, wohnte noch im Febr. 1885 in Alt-Stettin, Kirchenstraße 6. Alle später an Reinke gerichteten Briefe sind zurückgekommen. Die betagten Eltern in Meriden, Conn., würden Nachrichten über ihren Sohn mit größtem Dank entgegennehmen.

171) Eine kränkliche, mittellose Frau, die vor mehr als 2 Jahren ihren Gatten verlor, hat den sehnlichsten Wunsch, ihren Bruder noch einmal zu sehen. Derselbe, Carl Richter, geb. im Jahre 1822 zu Heinrichsgrün in Böhmen, war vor etwa 40 Jahren Knecht auf einem Rittergut, das ungefähr eine Stunde von Saaz entfernt lag. Näheres über den Vermißten vermag die Schwester nicht anzugeben, und es ist auch auf verschiedentliche Nachforschungen hin die Spur Richters nicht aufzufinden gewesen.

172) Eine Summe Geldes, die ihm durch Erbschaft zugefallen ist, soll dem Maschinenbauer Robert Franke, geb. 11. Dezember 1852 zu Stolzenhain, ausgezahlt werden. Vor ungefähr 5 Jahren hielt sich Franke in Düsseldorf auf.

173) Friedrich Wilhelm Wenetzki, geb. 16. Mai 1849 zu Albrechtsdorf, Kreis Pr.-Eylau (Ostpreußen), ging, nachdem er in Königsberg in Preußen die Konditorei erlernt hatte, im Jahre 1868 über Frankreich nach Südamerika, von wo er im März 1880 noch schrieb, daß er eine Schäferei gründen wolle. Einem Schreiben des deutschen Konsulats in Buenos Ayres zufolge hat sich Wenetzki zuletzt auf der Farm Estancia Los Jaguelitos de Bellocq, Pillahuinco, Argent. Republik befunden. Das ist alles, was die kranken alleinstehenden Schwestern, denen nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter gestorben ist, über den Verbleib ihres Bruders wissen.

174) Georg Paul Pühler, geb. 28. August 1853 zu Altdorf (Bayern, Kr. Mittelfranken) war als Schiffsschreiner auf der Bark „Professor Mohn“ in Stellung. Er schrieb einen letzten Brief von Singapore aus im November 1886 und wurde am 26. Januar 1887 in Hongkong ausgeschifft, seit welchem Tag er verschollen ist. Der Vater Pühlers möchte wissen, wo sein Sohn geblieben ist.

175) Der Schreiber Carl Wilhelm Albert Hoffmann, geb. am 5. Sept. 1863 zu Hannover, hat am 11. Dezember 1880 Hannover heimlich verlassen und soll Tags darauf durch Göttingen gekommen sein. Seitdem fehlt jede Spur desselben.

176) Der Techniker Friedrich Fabian ist am 18. Juli 1857 zu Calbe a. d. Saale geboren und Soldat gewesen, seit 21. Dezember 1884 aber aus Bremerhaven, wo er von seinem Vater, dem Steinsetzmeister F. in Berlin, zur Beaufsichtigung seiner Arbeiter angestellt war, verschwunden. Dem letzten Schreiben vom 16. Dezember 1884 zufolge wollte er im Frühjahr zur See, um vermuthlich nach Amerika oder England zu gehen. Seine Eltern bitten dringend um Nachrichten über den Verschollenen.

177) Josef Preißer, geb. zu Apatin in Ungarn am 14. Mai 1856, wanderte im Jahre 1880 nach Amerika aus. Sein letzter Brief kam im Juni 1884 aus Pittsburg in d. V. St., wo P. in einer Gerberei beschäftigt war; die letzte Sendung, ein Kreuzband mit der Ansicht von St. Louis, traf Ende Oktober 1884 bei seiner Mutter ein. Seitdem ist die besorgte Mutter ohne jedes Lebenszeichen von dem Sohne geblieben. Der Aussage eines aus Amerika nach Budapest heimgekehrten Bekannten Preißers zufolge soll dieser sich an den Erbauer einer Eisenbahn in Indien verdungen haben.

178) Der Malergehilfe Hermann Otto Thätmeyer, geboren am 30. Dezember 1860 zu Königsberg in Pr., ist im August 1878 in die Fremde gegangen. Briefe erhielt seine Mutter noch vor etwa 6 Jahren aus Straßburg im Els. und Stuttgart.

179) Der Oekonom Karl Ferdinand Wittig, geb. 29. Sept. 1848 zu Stauchitz bei Oschatz, verließ im Jahre 1873 seinen Geburtsort und hat seitdem nichts von sich hören lassen. Der Verschollene hat an der einen Wange eine Narbe.

180) Ein Elternpaar, das in kurzer Zeit 4 erwachsene Kinder durch den Tod verloren hat, sorgt sich abermals um einen Sohn, um den Kellner Josef Müller, geb. am 4. Dez. 1858 zu Rückers, Kr. Glatz. Müller verließ seine Heimath im Jahre 1885. Den 7. Mai 1887 schrieb er noch aus Antwerpen; er war damals im „Hotel Britannia“ angestellt. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihm, und alle an ihn gerichteten Briefe der Eltern kamen als unbestellbar zurück.

181) Der Böttchergeselle Friedrich August Richter, geb. zu Herzberg bei Torgau am 21. April 1835; er machte sich im Juli 1881 von seinem Wohnort Groß-Zschocher b. Leipzig auf, um nach Holland zu gehen.

[666] 182) „Eine bis zum Tode betrübte Mutter wendest sich in ihrer Verzweiflung“ an wie „Gartenlaube“ mit der Bitte, ihr zur Auffindung ihres Sohnes behilflich zu sein. Oskar Paul Krause, geb. am 8. Sept. 1866 zu Breslau, war Stuckateur; er meldete sich unterm 3. Juni 1887 in Berlin, wo er in Arbeit stand, auf dem Polizeiamt ab, um nach Breslau zurückzukehren, nachdem er zuvor noch ein liebevolles Schreiben, das sein Kommen meldete, an die Mutter gesandt hatte. Der Brief kam zwar in die Hände, nicht aber der Sohn in die Arme der Mutter.

183) Ein anderes Mutterherz bangt um drei verschollene Söhne, um den Seemann Henry-Karl August Tews, geb. am 31. Mai 1858, welcher im Jahre 1881 zum letztenmal schrieb, Amandus Heinrich Wilhelm Tews, geb. am 26. Aug. 1859, der 1880 noch in New-York in Stellung war und August Ludwig Christian Tews, geb. am 10. Jan. 1863. Geburtsort der drei ist Hamburg, wo die beiden jüngeren früher in Kaufmannsgeschäften thätig waren.

184) Von seiner Schwester gesucht wird Alex Hauptmann, geb. 1852 oder 1853 zu Münster, welcher in Höxter als Kaufmann lernte und später von dort nach Amerika ging.

185) Der Seemann Hugo Hermann Engel, welcher am 5. Januar 1850 zu Langenbielau, Kr. Reichenbach in Schlesien, geboren ist und sich Charles Engel nennt, schrieb im Jahre 1879, daß er sich auf einem englischen Schiff nach Brasilien begeben wolle, seitdem aber hat er nichts mehr von sich hören lassen.

186) Eine Mutter sucht ihren Sohn, den Müller Paul Eberhard Toepffer (auch Edward Patter genannt), welcher am 20. April 1868 zu Bauske in Kurland (Rußland) geboren wurde. Im August 1887 hat er zum letztenmal geschrieben und zwar aus dem Territ. Montana in Amerika; danach gedachte er nach Minneapolis zu reisen. Er bat etwaige Briefe nach Bismarck in Dacota, zu adressiren, da er über Bismarck kommen müsse. Seitdem fehlt jede Spur von Toepffer. Der Verschollene war über mittelgroß, schlank, von brauner Gesichtsfarbe und hatte tiefbraune Augen.

187) Paul Mahn, geb. am 3. Nov. 1857 zu Ober-Schwedeldorf bei Glatz, gelernter Brauer, ging vor etwa 10½ Jahren nach Blankenese in Holstein und soll sich von dort aus nach den Mittheilungen eines Schiffbesitzers in Blankenese als Matrose auf ein dänisches Schiff verdungen haben.

188) Anna Witzleb, geb. 16. Febr. 1860 in Erfurt, hat sich am 13. Okt. 1879 aus der Wohnung des Kanzleiinspektors R. Wendel in Neustadt-Magdeburg, bei dessen Ehefrau – ihrer Schwester – sie sich besuchsweise aufhielt, entfernt, um etliche Gänge zu besorgen. Sie ist von da nicht heimgekehrt und seitdem verschollen. Die siebzigjährige Mutter – der Vater ist inzwischen verstorben – kann die Hoffnung nicht aufgeben, daß die verschollene Tochter noch lebt, und bittet jeden Leser inständigst, selbst die geringsten Anhaltspunkte oder Auskünfte über den Verbleib der Vermißten an die Redaktion der „Gartenlaube“ gelangen zu lassen.

189) Fünf Geschwister bitten um Auskunft über ihren Bruder Michael Elias, geb. am 30. Dez. 1847 zu Zweibrücken in der Rheinpfalz. Derselbe war Kaufmann und ist im Jahre 1864 nach Brasilien ausgewandert; die letzte Nachricht kam vor etwa 16 Jahren aus Rio de Janeiro.

190) Der Kürschner Ernst Bruno Müller, geb. am 2. Juli 1860 zu Waldkirchen in Sachsen, schrieb noch am 1. Dez. 1887 aus Antwerpen, wo er Schreinwerkerstr. Nr. 5 wohnte. Am 11. Dez. desselben Jahres soll er nach dem Hafen gewandelt sein und ist seitdem verschollen. Müller stand erst 5 Wochen in dem Pelzwarengeschäft von Arnold Käsberg in Antwerpen, Place de la comédie 6, in Arbeit, wo er auch seinen Arbeitsanzug und sein Werkzeug zurückgelassen hat; sein Brotherr war sehr zufrieden mit ihm. Bei einem früheren Aufenthalt in Bremen schrieb Müller, die See habe eine große Anziehungskraft für ihn, und er bedauere, daß er seiner Militärpflichten wegen nicht habe zur See gehen dürfen.

191) Der Müller Johann Gruhn, welcher zu Groß-Kreutsch, Kreis Fraustadt, in Posen geboren ist und etwa 53 Jahre alt sein wird, ist über 12 Jahre von den Seinen fort, welche aus Hamburg von dem Vermißten die letzte Nachricht erhielten.

192) Friedrich Ferdinand Hufschmidt, geb. am 18. April 1845 zu Homberg im Regierungsbezirk Kassel, verzog in den fünfziger Jahren nach Amerika und ließ sich dort im Jahre 1862 zum Militär anwerben; er [667] machte, zuerst bei dem Garibaldi-Regiment und später bei einem anderen Regiment stehend, den amerikanischen Krieg mit, wurde in der Schlacht in der Wilderneß in Virginien verwundet und hierauf behufs Amputation des linken Armes in das Feldhospital der 1. Division des 2. Armeecorps aufgenommen. Da bis jetzt über das spätere Schicksal des Verwundeten jede Nachricht fehlt, so wäre für jede hierauf bezügliche Mittheilung der Bruder des Verschollenen sehr dankbar.

193) Vor dem Jahre 1885 hat der Tischlergeselle Wilhelm Alexander August Kleist, geb. 1. März 1864 zu Storkow, Kreis Neustettin, den Ort Bublitz in Pommern verlassen. Er arbeitete in Stettin, Friedrichsort bei Kiel und zuletzt, etwa im August 1886, in Hamburg, von wo aus er sich wieder nach Stettin gewandt haben soll; daselbst aber ist er bis heute nicht eingetroffen. Seine Mutter ist seit dem Jahre 1886 gänzlich ohne Nachricht von ihm geblieben.

194) Am Palmsonntag des Jahres 1887 ist der Fabrikinvalide Johann Hoppe, geb. am 23. Sept. 1856 zu Hoerde, von Hause weggegangen und seitdem spurlos verschwunden. Hoppe war kränklich, „knibbelte“ (!) mit den Augen, ging etwas schief und nach vorn übergebeugt, so daß er leicht erkenntlich ist. Der Vater des Verschollenen ist verstorben und die alleinstehende Mutter sehnt sich nach ihrem einzigen Kinde.

195) Der Maler Hermann Albert Wilhelm Hanck, geb. zu Teterow in Mecklenburg am 25. Febr. 1860, arbeitete in Lennep, bis er zu Anfang des Jahres 1880 von dort über Holland nach England reiste. Seitdem ist Hanck, welcher von seiner Schwester gesucht wird, verschollen.

196) Am zweiten Weihnachtsfeiertage des Jahres 1886 ging der Bierbrauer Karl Otto Louis Donner, geb. in Dünaburg (Rußland) am 1. Mai 1868, von Berlin weg, wo er im „Böhmischen Brauhaus“ angestellt war, und wird seitdem vermißt.

197) Eine hochbetagte Mutter sucht ihren Sohn August Friedrich Wilhelm Wendhausen, geb. 22. Mai 1855 zu Erxleben, Kr. Neuhaldensleben. Derselbe war Brennereiverwalter und schrieb noch am 6. Sept. 1885 aus Hamburg, daß er von London aus nach Potschefstroom in der südafrikan. Transvaal-Republik fahren wolle, um dort eine Stellung anzunehmen. Seitdem ist jede Nachricht von Wendhausen ausgeblieben.

198) Die Walzmeister Gebrüder Lehberget, Georg, geb. zu Dortmund im Jahre 1858, und Friedrich, geb. zu Witten 1860, sollen behördlichen Angaben zufolge, im Mai 1884 von Oberhausen, Rgbz. Düsseldorf, aus nach Amerika verzogen sein. Alle näheren Angaben über den Verbleib der Brüder fehlen.

199) Am 27. März 1886 begab sich der Metzger Josef Weih, geb. zu Pressath in der bayer. Oberpfalz am 17. Sept. 1860, von München aus nach Italien und schrieb noch einmal unterm 3. April desselben Jahres von Venedig (Hotel „Union“) an seine Eltern, daß er nach Verona und Rom fahren und sodann eine Seereise unternehmen wolle. Seitdem hat Weih nichts mehr von sich hören lassen. Der Vermißte ist von schlankem Körperbau, gutem Aussehen und hat blonde Haare.

200) Der am 20. Juli 1865 zu Greifswald geborene Johannes Burmester ist verschollen. Er nahm, am 15. Juli 1888 eine Stellung als Kaufmann in Wittenberg an, welche er aber Anfang August wieder verließ. Am 14. Novemb. 1888 schrieb er aus Nürnberg an seine Mutter; ein Brief, den die letztere daraufhin an ihren Sohn abgehen ließ, blieb unbeantwortet. Burmester soll sich in Nürnberg nur kurze Zeit aufgehalten haben.

201) Der Fleischergeselle Ernst Paul Winter, geb. am 9. Juli 1861 zu Panitzsch bei Taucha, Kr. Leipzig, wird seit 26. März 1885 vermißt.

202) Ein Vater sucht seinen Sohn, den Matrosen Philipp August Karl Christian Blanck, der am 17. Oktob. 1854 zu Wildberg bei Treptow am Toll geboren ist. Blanck ging 1870 mit einem deutschen Schiffe nach London und von dort mit dem engl. Schiffe „Waterloo“ nach Brasilien. In Rio de Janeiro hat er Mitte August 1871 das Schiff verlassen und ist seitdem verschwunden.

203) Am 9. Februar 1884 hat Charles William Janson, geb. zu Glasgow in Schottland, Aachen, wo er eine Reitbahn hatte, verlassen und ist seit der Zeit verschollen. Janson ist etwa 41 Jahre alt.

204) Von seinem Vater wird gesucht Heinrich Johannes Blancke, geb. zu Bordesholm am 9. April 1858. Er hat zuletzt am 1. Juni 1884 von Auckland (Neuseeland) Nachricht gegeben, wo er sich damals als Steuermann aufhielt. Blancke beabsichtigte, baldigst nach Amerika zu fahren. Ein für ihn bestimmter an die Adresse des Shipchandler Mackenzie in Auckland gerichteter Brief blieb unbeantwortet und auch alle sonstigen Nachforschungen nach Blancke waren erfolglos.

205) Paul Gebauer, genannt Georg Smith, geb. zu Neidenburg in Ostpreußen am 31. August 1849, war nach seinem letzten Brief vom November 1873 aus Triest Untersteuermann auf der amerikan. Brigg „L. C. Madeira“ (Kapitän Moslander), mit welchem Schiffe er zu Anfang des Jahres 1874 in Philadelphia auch angelangt ist. Er hatte die Absicht, den Seedienst zu verlassen und sich in Amerika anzusiedeln, wozu er sich in Boston mit einem Freunde treffen wollte, der ihm die Gelder für ein in Australien verkauftes Stück Land, von dem Gebauer Mitbesitzer war, überbringen sollte. Seit seiner Ankunft in Philadelphia ist Gebauer verschwunden.