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Vision (Meyer)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Vision
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 88
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[88]

Vision.
Als ich jüngst vom Pfad verirrt war,
Wo kein Jäger und kein Hirt war,
Führt’ ein Licht aus dunkelm Tann
Mich an eines Hüttleins Schwelle,

5
Drin bei matter Ampelhelle

Eine greise Parze spann.

Draußen schlug der Wind die Schwingen,
Und die Bergesströme singen
Hört’ ich ihren dunkeln Sang …

10
Und ich sah den Faden schweben,

Und der Faden schien ein Leben –
Meines? dacht’ ich zauberbang.

Wage, Mensch, die höchsten Flüge,
Deiner Parze starre Züge

15
Sehen längst das nahe Ziel!

Tummle dich, ein kühner Ringer:
Ihre hagern, harten Finger
Enden bald das edle Spiel …

Eine Thräne seh’ ich schimmern?

20
An der Wand mit Silberflimmern

Hangt ein dürrer Todtenkranz …
Irgend einen alten Jammer
In der Alpenhütte Kammer
Spinnt ein Weib im Ampelglanz.