Zum Inhalt springen

Vom XI. deutschen Bundesschießen zu Mainz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vom XI. deutschen Bundesschießen zu Mainz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 473, 484
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[473]

Aus dem Festzug: Gruppe Arnold Walpods und des Rheinischen Städtebundes.  Der Elefant auf dem Festplatz.     

Vom XI. deutschen Bundesschießen zu Mainz.
Nach dem Leben gezeichnet von A. Wagner.

[484] Vom XI. deutschen Bundesschießen in Mainz. (Zu dem Bilde S. 473.) Es gab eine Zeit, wo den deutschen Schützenfesten, ebenso wie den Turner- und Sängerfesten, eine hohe politische Bedeutung zukam. Sie waren Feiertage des nationalen Gedankens, der nach einem Ausdruck rang, da die politische Gestaltung Deutschlands so weit davon entfernt war, dem patriotischen Empfinden Befriedigung zu gewähren. Auf diesen Festen durfte sich die vaterländische Gesinnung, die sonst unter dem Drucke vieler unerfüllter Wünsche litt, voll ausleben, und das Ergebnis war nicht bloß ein schnell verrauschender Taumel der Begeisterung, sondern eine mächtig fortwirkende Stärkung des Gemeingefühls, in dem sich alle Brüder deutscher Zunge zusammenschlossen. So wurde auf diesen Schützen-, Turner- und Sängertagen ein Stück Vorarbeit für das große Einigungswerk geleistet.

Ein Gruß vom Mainzer Schützenfest.

Heute, da das Werk vollbracht ist, haben diese Feste einen Teil ihrer Bedeutung abgestreift. Aber ein Hauch des alten Geistes ist ihnen doch geblieben, ein Abglanz jener Poesie, welche in den Tagen des nationalen Ringens sie verklärte. Und ein Umstand ist es, der diesem Glanze immer wieder Nahrung giebt: diesen Festen strömen auch solche Deutsche zu, die nicht im Reichsverbande stehen. Oesterreicher, Schweizer, ja sogar Deutschamerikaner finden sich ein, und aus den Berichten leuchtet stets hervor, daß diese Gäste mit besonderem Jubel empfangen wurden.

Die deutschen Bundesschießen nahmen ihren Anfang mit jenem großen deutschen Schützen- und Turnfest zu Gotha 1861, das in der nationalen Bewegung jener Tage eine so bedeutsame Rolle spielte. 1863 folgte das Bundesschießen zu Frankfurt a. M., 1865 das zu Bremen, dann nach längerer Pause 1872 eines in Hannover. Von nun ab wiederholte sich das Fest in regelmäßigen Fristen von 3 zu 3 Jahren, Stuttgart, Düsseldorf, München, Leipzig, Frankfurt a. M., Berlin bildeten die Feststädte.

Das XI. deutsche Bundesschießen wurde, nach einem ausnahmsweise vier Jahre dauernden Zwischenraum, in den Tagen vom 16. bis 24. Juni in Mainz abgehalten. Das Hauptstück der Festlichkeiten bildete ein großer historischer Festzug, dessen Grundgedanke der war, eine Anzahl voll Bildern aus der reichen Vergangenheit der Stadt Mainz zur Anschauung zu bringen. Historische Gruppen wechselten mit solchen mehr allegorischer Art, dazwischen waren die Schützen selbst nach Landes- oder Stadtverbänden eingeordnet. Eine der prächtigsten Gruppen, die dritte in der Reihe, hat unser Zeichner herausgegriffen. Sie ist Arnold Walpod gewidmet, dem Gründer des Rheinischen Städtebundes (1254), dem Mainz eine Zeit großer Blüte und glänzender Machtstellung verdankt. Im Hintergrunde des Bildes zeigt sich der altehrwürdige Mainzer Dom, der sich, wie die ganze Stadt, zu Ehren des Festes in lustigen Flaggenschmuck gehüllt hat.

Wie herkömmlich, war für Volksbelustigung aller Art auch auf dem Mainzer Festplatz jenseit der herrlichen „Neuen Anlagen“ kein Mangel, und fast unendlich die Menge der „trinkbaren“ Gelegenheiten. Eine dieser letzteren zeichnete sich durch besonders groteske Form aus. Es war ein Riesenelefant, auf dem ein Turm von mehreren Stockwerken ruhte, gekrönt mit einer stattlichen Champagnerflasche. Das 37 Meter hohe seltsame Bauwerk hatte eine Schaumweinfabrik auf den Platz stellen lassen und verschenkte darin ihren Sekt.