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Wir erzählen ein Schicksal

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Titel: Wir erzählen ein Schicksal
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aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 864
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[864] Wir erzählen ein Schicksal. Ein preußischer Soldat hat die drei Feldzüge in Schleswig, Oesterreich und Frankreich mitgemacht, hat Theil genommen an den Gefechten bei Eckernförde, Missunde und Arnies im Februar und bei Düppel, am 17. März, an der Belagerung der Düppeler Schanzen und der Erstürmung derselben am 18. April 1864, ferner an dem Treffen bei Münchengrätz am 28. Juni und an der Schlacht bei Königsgrätz am 3. Juli 1866, im letzten großen Kriege endlich an der Cernirung von Metz und darnach noch an sechs Treffen und Gefechten bis zum 11. Januar 1871. Seine Brust schmücken: die Kriegsdenkmünze von 1864 und das Düppeler Sturmkreuz, die Kriegsdenkmünze von 1866, das Erinnerungskreuz von Königsgrätz und das Militär-Ehrenzeichen zweiter Classe, endlich die Kriegsdenkmünze von 1870 bis 1871 und das Eiserne Kreuz zweiter Classe.

Schon nach dem österreichischen Kriege suchte er, wegen Brustleiden, um die Invaliden-Wohlthaten nach, wurde jedoch in Folge militärärztlichen Gutachtens abschläglich beschieden. Nach dem französischen Kriege, in welchem er zuletzt als Unterofficier Courierdienste geleistet, am 9. Juli 1871 entlassen, brachte er zu seinen früheren nun verschlimmerten Leiden auch noch chronischen Magenkatarrh und Rheumatismus mit heim, und das hinderte ihn, zu seinem früheren Erwerbe, der Schifferei, zurückzukehren; er kann nur noch leichtere Arbeiten verrichten. Deshalb pachtete er eine Wirthschaft in der Nähe einer großen Eisenbahnwerkstätte. Die Sache ging; die Arbeiter liefen ihm zu. Da erhebt sich der Concurrenzneid der kleinen Bahnrestauration; den Arbeitern wird der Weg zu ihm verboten und schließlich ein sechs Fuß hoher Zaun zwischen der Werkstatt und seinem Wirthshäuschen aufgerichtet. Seitdem sitzt der Mann mit seinen sieben Kriegsehrenzeichen und seiner Frau allein im freien Felde, muß sein Bischen Habe verkaufen und ist ärmer als zuvor. Braucht denn Niemand einen Portier, Comptoirboten, Aufseher, Hausverwalter, Forstaufseher, Schuldiener oder sonst einen derartigen dienstbaren Geist? Man würde in dem verdienten Krieger einen treuen und zuverlässigen Mann finden.