Zum Inhalt springen

Dr. med. Karl Theodor, Herzog in Bayern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Walter Lund
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Dr. med. Karl Theodor, Herzog in Bayern
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 66–67
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[53]

Dr. med. Karl Theodor, Herzog in Bayern.
Nach einer Photographie von H. v. Perckhammer in Meran.

[66] Dr. med. Karl Theodor, Herzog in Bayern. (Mit Portrait S. 53.) Wer im letzten Frühjahr in der sonnigen Heilstätte Meran den Weg an der schmucken Villa Bavaria vorüber nahm, konnte vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag zahlreiche Personen, reich und arm, jung und alt, in modischem Gewand und in bäuerlicher Tracht, geduldig im Garten und im Vorzimmer warten sehen. Sie alle erhofften Hilfe und Heilung von dem fürstlichen Arzte, dessen Name einen hellen Klang in den Bergen hat. Und von Allen, die zu ihm wallfahrten, vom höchsten Alpenhof und vom fernsten Dorfe, werden nur Wenige in ihrer Zuversicht betrogen. Denn Herzog Karl Theodor hat einen sicheren Blick und eine glückliche Hand, und er liegt seinem ärztlichen Berufe mit jener Pflichttreue ob, welche die Gewissenssache von der Liebhaberei unterscheidet.

Der Keim dieser segensreichen Thätigkeit ist kein anderer als das sittliche Gebot: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

Prinz Karl Theodor, Herzog in Bayern, war ursprünglich für den militärischen Beruf bestimmt, in welchem er heute den Rang eines Generals der Kavallerie einnimmt. Am 9. August 1839 zu Possenhofen am Starnberger See als zweiter Sohn des Herzogs Maximilian und der Herzogin Luise geboren, wandte er sich nach dem Feldzuge von 1866, an welchem er ehrenvollen Antheil nahm, den Wissenschaften zu. Von ausgezeichneten Lehrern wie Johannes Huber, Windscheid, Hölzl wurde er in die Philosophie, das Staatsrecht, die Geschichte eingeführt, seine Neigung aber gehörte der Medicin, für deren Ausübung er sich mit rastlosem Eifer vorbereitete, als der Krieg gegen Frankreich ihn zur Erfüllung patriotischer Pflichten auf das Schlachtfeld rief. Mit Begeisterung nahm Herzog Karl Theodor an der nationalen Erhebung des deutschen Volkes theil. Nach dem Friedensschlusse kehrte er in die Hallen der Wissenschaft zurück.

Er setzte seine Studien an der heimischen Universität mit solchem Eifer und Erfolg fort, daß er anläßlich der Jubelfeier der Münchener Hochschule zum Ehrenmitglied der Universität und Doktor der Medicin ernannt wurde. Doch er wollte die Medicin nicht nur als Wissenschaft [67] erfassen, sondern als edelste Kunst ausüben. Unter Rothmund’s Leitung hatte er sich vorzugsweise der Augenheilkunde gewidmet, welche er durch einige von der Fachwelt gerühmte Arbeiten bereicherte. Der junge Arzt war so vorgeschritten in seiner Wissenschaft, daß er das reichsgesetzlich vorgeschriebene Staatsexamen im Herbst 1879 mit höchster Auszeichnung bestand.

Seitdem übt Herzog Karl Theodor unablässig eine ausgedehnte Praxis aus. Der größere Theil des Jahres gehört seiner Thätigkeit in Tegernsee, dessen Distriktskrankenhaus zahlreiche Klienten des fürstlichen Arztes auf dessen Kosten beherbergt. Mit dem ersten Frühlingshauche aber kehrt der von Hunderten sehnsüchtig erwartete Herzog in der Gartenstadt an der Passer ein. In der Zeit vom 20. März bis 1. Juni 1886 hat Herzog Karl Theodor in Meran 200 Operationen vollzogen, darunter nicht weniger als 76 Staarextraktionen. Sein Ambulatorium war von 1160 augenkranken Personen besucht. In wenigen Jahren wird Herzog Karl Theodor uber eine medicinische Statistik verfügen, wie sie nur den gesuchtesten Klinikern zu Gebote steht. Die meisten Patienten aber werden ihm um so dankbarer sein, als sie von ihm nicht nur unentgeltliche Hilfe, sondern auch Arznei, Pflege und mannigfache Unterstützung erhalten haben. Walter Lund.