Zum Inhalt springen

ADB:André, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „André, Johann“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 434–435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Andr%C3%A9,_Johann&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 02:22 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
André, Karl
Nächster>>>
André, Anton
Band 1 (1875), S. 434–435 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann André in der Wikipedia
Johann André in Wikidata
GND-Nummer 11601198X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|434|435|André, Johann|Arrey von Dommer|ADB:André, Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11601198X}}    

André: Johann A., Componist, Capellmeister und Musikverleger, Sohn eines Seidenfabrikanten zu Offenbach, geb. daselbst 28. März 1741, † 18. Juni 1799. Für die Handlung und Fortsetzung des elterlichen Geschäftes bestimmt, trieb er doch schon seit früher Jugend mit Vorliebe Musik, und zwar, in Ermangelung eines tüchtigen Lehrers, meist auf eigene Hand. Sein ganzes Leben hindurch kämpften in ihm der Drang zur Tonkunst und die Neigung zu technischem und geschäftlichem Betriebe, oder sie gingen vielmehr friedlich neben einander her, denn sie störten sich gegenseitig nicht und in beiden Fächern hat er für seine Zeit Tüchtiges geleistet. Nachdem er zwar schon in Liedern, Sonaten etc. sich versucht hatte, doch immer noch halber Dilettant war, machte er sich zu Frankfurt an seine erste Operette „der Töpfer“, welche so großen Beifall fand, daß Goethe, zu dem er, wie wir aus Wahrheit und Dichtung wissen, in freundschaftlichen Beziehungen stand, ihn zur Composition von „Erwin und Elmire“ anregte. Inzwischen legte A. 1774 zu Offenbach eine kleine Notendruckerei an, als aber sein „Töpfer“ und „der alte Freier“ 1775 in Berlin auf dem Döbbelin’schen deutschen Theater gegeben wurden und guten Erfolg hatten, folgte er 1777 einem Rufe dorthin als Musikdirektor. Hier trat er zu Marpurg, der auf seine musikalische Fortbildung guten Einfluß übte, in ein vertrautes Verhältniß und componirte fleißig Operetten. Zur Aufführung kamen dort: 1777 „die Bezauberten“; 1778 „der Alchymist“; 1779 „das tartarische Gesetz“; 1780 „das wüthende Heer“; 1781 „Belmonte und Constanze“ (der Text von Bretzner für A. gedichtet und derselbe, den, wiewol von Stephanie abgeändert und erweitert, bald darauf, 1781–82, auch Mozart componirt hat); 1782 „Eins wird doch helfen“, „der Liebhaber als Automat“ und „Elmine“; 1783 „der Barbier von Bagdad“ (s. Schneider, Berl. Oper 207 ff.). Seine Stücke wurden gut aufgenommen, „André war in Berlin das für die Operette, was Hiller für sie in Leipzig war“ (Allg. Mus. Ztg. XVI 869), sein „Erwin und Elmire“ wurde 1782 nicht weniger als 22 mal gegeben. Doch war die damalige Stellung der deutschen Operette in Berlin, den Italienern und Franzosen gegenüber, nur sehr untergeordnet; außerdem lag A. seine Musikdruckerei am Herzen, der Plan einer Ueberführung derselben nach Berlin blieb aber undurchführbar. Daher legte er 1784 den Musikdirector wieder beiseite und kehrte, mit dem Titel eines Capellmeisters des Markgrafen Brandenburg-Schwedt, nach Offenbach zurück, wo er bis an das Ende seines thätigen Lebens, mit Composition und Betrieb seines Musikverlages beschäftigt, verblieb. Sein Verlagskatalog von 1797 wies bereits über 1050 Nummern auf, und er hinterließ bei seinem Tode das Geschäft seinem Sohne Johann Anton in voller Blüthe. Wenngleich A. in der Musik den Dilettanten nie ganz überwunden hat, so besaß er doch ein gesundes, frisches Talent, seine Compositionen hatten Fluß, guten Gesang und lebhaften, angeregten Ausdruck. Operetten und andere Bühnenmusiken hat er ungefähr 30 hinterlassen (s. Gerber), auch einige Texte dazu selbst gemacht oder zugerichtet; verschiedene („der Töpfer“, „Erwin und Elmire“, „Arien zum Barbier von Sevilla“, „Laura Rosetti“, „Elmine“) sind im Druck erschienen. Ferner schrieb er Instrumentalsachen, Gesänge, Duette, besonders aber eine große Menge Lieder, welche zum Theil sehr populär waren, wie denn seine Melodie zu Claudius’ „Bekränzt mit Laub“ noch heute unter uns fortlebt. Seine Leonore, in der damals beliebt [435] werdenden cantatenmäßig durchcomponirten Form, hat 5 oder noch mehr Auflagen erlebt.