Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 2
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Bachenau liegt ziemlich in der Mitte der deutschen Ebene, auf einem Plateau östlich von dem Thälchen, welches der dort von Norden nach Süden fließende Lohgrabenbach bildet. Der Ort ist klein und nicht sonderlich ansehnlich, doch hat er eine freundliche Lage.
Zwei Hauptstraßen sind im Ort, chaussirt und gekandelt. Vielleicht dehnte sich das Dorf in früheren Zeiten mehr gegen Süden aus, zu der dort stehenden Kirche; am 10. Juni 1620 wurde es durch Feuersbrunst fast gänzlich zerstört.
Die Kirche steht etliche Hundert Schritte südlich vom Ort auf dem jetzt noch benützten ummauerten Kirchhof, der in den 60er Jahren vergrößert wurde. Es ist ein kleines Kirchlein, geweiht der h. Walburga, in der Richtung von West nach Ost stehend. Der Haupteingang ist im Westen. Der Hauptaltar steht in dem um zwei Stufen erhöhten Chor, welcher das untere Geschoß des Thurmes bildet. Der Chor hat Kreuzgewölbe, und am Triumphbogen das Wappen des Kommenthurs auf Horneck, Joh. Christ. von Buseck (1728–1759), ein links sehender schwarzer Widderkopf in weiß. Im Innern des Schiffs, an der Nord- und Westseite, ist eine große, unschöne Empore; auf der nördlichen Seite derselben steht die in ordentlichem Zustand befindliche Orgel mit 10 Registern. An der nordwestlichen Ecke der Kirche steht auf einem Schildchen: 1520 jar. – Der Thurm im Osten ist ebenfalls klein, scheint aber älter zu sein als die Kirche; er ist viereckig und trägt ein vierseitiges spitziges Ziegeldach. Auf ihm befinden sich 3 Glocken mit den Inschriften: 1) „Pfarrer Bullinger, Schultheiß Bolch u. s. w. gegossen von Gebrüder Bachert in Kochendorf im Jahr 1864. Gemeinde Bachenau. Sta. Walburga pro nobis ora sicut in vita, sic mortis hora.“ 2) Gemeinde Bachenau: in flammis nata, aqua baptizata, in aërem elevata, terrae vox coeli data. gegossen von Gebrüder Bachert in Kochendorf 1864.“ Die dritte ist ohne Inschrift. An der Nordseite des Thurms steht die Sakristei. Die Baulast an der Kirche hat die Gemeinde.
Das Pfarrhaus, 200 Schritte nordöstlich von der Kirche an der Straße nach Obergriesheim, ist hübsch und neu | gebaut. Die Baulast kommt der Gemeinde zu. Diese, früher Filial von Duttenberg, hat seit 1876 eine eigene, ständige Pfarrverweserei.Das Rathhaus, zugleich Schulhaus, wurde 1859 neu erbaut; es ist ein Lehrer angestellt, welcher im alten Schulhaus Wohnung hat. Außerdem besitzt die Gemeinde eine Kelter mit 2 Pressen, ein Backhaus, ein Armenhaus und ein Schafhaus.
Gutes Trinkwasser ist in hinlänglicher Menge vorhanden; drei laufende Brunnen werden durch eine kleine Leitung mit eisernen und hölzernen Teucheln gespeist. Auch ist ein kleiner künstlicher Feuersee im Ort, welcher abgelassen werden kann.
Vizinalstraßen führen die eine nordöstlich nach Tiefenbach, eine zweite nordwestlich nach Gundelsheim, eine dritte südöstlich nach Obergriesheim. Über kleine Bäche führen einige Brückchen und Stege, deren Unterhaltung die Gemeinde hat.
Die Einwohner treiben fast durchaus Feldbau, Vieh- und Obstzucht; von Handwerkern gibt es hauptsächlich Steinhauer. 3 Krämer und 4 Schildwirthschaften sind im Ort. Die Vermögensverhältnisse sind gut und geordnet, die Leute arbeitsam, fleißig und ruhig. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 60, der des mittleren 6–10 Morgen. Einzelne besitzen auch auf der angrenzenden Gundelsheimer Markung Güterstücke. Die Einwohner sind im allgemeinen gesund und körperlich kräftig.
Die kleine Gemeindemarkung enthält meistens leicht welliges Ackerland, nur im westlichen Theil vom Thal eines Baches durchzogen. Der Boden ist mittelfruchtbar, theilweise lehmig und naßkalt. Es finden sich mehrere Sandsteinbrüche und ein Kalksteinbruch auf der Markung, ebenso eine Lehmgrube.
Der Ort ist wegen der freien Lage bei sonst mildem Klima der Gegend, im Winter starken und kalten Winden ausgesetzt. Hagelschlag ist selten, als Wetterscheide gilt der sogen. Herrschaftswald.
Der Zustand der Landwirthschaft ist ein guter.
Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt gegenwärtig 1000 fl., mittlerer 600 fl.
Dinkel, Gerste und Haber, auch Reps und Mohn können theilweise nach auswärts abgesetzt werden.
Der Wiesenbau ist unbedeutend; höchster Preis pr. Morgen 12–1500 fl., niederster 700 fl. Futter muß zugekauft werden. Schöne Kraut- und Gemüsegärten gibt es bei dem Ort.
| Der Weinbau ist unbedeutend (s. oben S. 144).
Die Obstzucht ist im Zunehmen; Kernobst geräth vorzüglich. Die Gemeinde besitzt eine Baumschule.
An Wald hat die Gemeinde 100 Morgen; Holzgaben werden keine gewährt; der Erlös, ca. 800–1000 M., fließt in die Gemeindekasse.
Weiden, ca. 9 Morgen groß, sind ziemlich gut und werden von fremden Schafen befahren. Die Winterweide trägt 200 M., die Pferchnutzung ca. 300 M.
Die Gemeinde besitzt 16 Morgen Ackerland eigen; davon werden dem Farrenhalter 10 Morgen überlassen, die 6 übrigen ertragen ca. 100 M. Pachtgeld.
Die Rindviehzucht, Simmenthaler Rasse, ist im Zunehmen. Es findet nur Stallfütterung statt.
Die Schafzucht wird nur von fremden Schäfern betrieben. Im Winter laufen 175–200 Schafe, deutsche, auf der Markung.
Neben der Schule besteht auch eine Industrieschule.
Die Stiftungspflege besitzt ein Kapital von 7000 fl., der Schulfonds ein solches von 300 fl.; die Zinsen des ersteren werden zu Kultkosten verwendet. Außerdem hat die Gemeinde Antheil an der Gundelsheimer Hospitalstiftung.
Von dem im Norden der Markung gelegenen Schrammbiegel aus hat man eine weite Aussicht gegen Südost, Süden und West auf die Löwensteiner, Stuttgarter u. a. Berge.
Bachenau, alt Bacher-, Bachenheim = Heimat eines Bacco, Bacho, vielleicht desselben, von welchem Bachingen, Backingen, Böckingen bei Heilbronn, den Namen hat, ist unter den Orten, welche am frühesten in unserer Gegend, schon um 780, genannt werden aus Anlaß von Schenkungen an das Kloster Lorsch in Rheinhessen. In der Folge ist es, wie die Nachbarorte, lange Zeit Reichsdorf, bis es im 14. Jahrhundert durch Verpfändungen theils an das Erzstift Mainz, (s. Reg. 1362) theils an die Herren von Weinsberg (s. 1375) kommt, welche letztere die von Dahenfeld, von Wittstadt u. A. damit belehnen. Mainz vertauscht den Ort mit anderen 1484 an den Deutschorden. Doch behielt den Frucht-, Wein- und kleinen Zehnten zu 2/3 das Ritterstift Wimpfen, welches einen Hof daselbst hatte, zu 1/3 das Domstift Worms, welchem das Patronatsrecht der Kirche in Buchenau und der Mutterkirche in Duttenberg zustand. B. hatte wohl schon lange vor 1453, wo sie im Würzburger | Synodalbuch (Württ. Vierteljahrsh. 1879 S. 284) sich genannt findet, eine Frühmeßkaplanei. Eingepfarrt war der Ort nach Duttenberg bis 1876, in welchem Jahr, nachdem 1875 ein Pfarrhaus erbaut worden, eine ständige katholische Pfarrverweserei errichtet wurde.782. Harduin und seine Ehefrau Albsvint schenken dem Kloster Lorsch in Baccherheim und Offenheim, was sie an Höfen, Gebäuden, Gütern etc. daselbst haben. Cod. Laur. 2426.
1360. Kaiser Karl IV. gestattet dem Burkard Sturmfeder, die ihm vom Reich verpfändeten, gen Wimpfen gehörigen Dörfer Bachenheim, Tutenberg, Offenheim, Großen und Kleinen Grißheim (Ober- und Nieder-Gr. 1362), Jachsvelt, Richartshusen (? Reichartshausen, BA. Sinsheim), Katzenthal seiner Schwiegertochter, Elsbeth von Hirschhorn zu überweisen. W. F. 7, 236.
1362. Diese Pfandschaft wird vom Erzbischof von Mainz mit Einwilligung des Kaisers übernommen. Reg. bo. 9, 58. 65.
1363. Urtheil der Stadt Wimpfen in Streitigkeilen der Dörfer Bachenau, Ober- und Unter-Griesheim, Offenau einer- und Duttenberg, Jagstfeld andererseits, Steuersachen betr. St.A.
1375. Agnes von Minnenberg (? Minneburg, B.A. Mosbach) geb. v. Dahenfeld und ihre Kinder verkaufen mit Zustimmung ihres Lehensherrn Engelhard von Weinsberg an den Edelknecht Hermann von Wittstadt 30 Morgen Acker in Bachenheimer Mark, im Wimpfener Grund etc. um 140 Pfd. Hllr. Albrecht, Weinsb. Reg.
1401. Burkard von Wittstadt verkauft an seinen Oheim Sifrid von Michelfeld sein von Weinsberg geliehenes Gütle zu Bachenheim um 56 Gulden Gold. Ebend.
1483 f. s. Neckarsulm.
1505. Das Besitzthum derer von Wittstadt in B. kommt an Deutschorden.
1620. Juni 10. Eine Feuersbrunst verzehrt den Ort. W. F. 5, 350.
1805 s. Neckarsulm.
1823. Die Kelter, früher deutschherrisch, wird an die Gemeinde verkauft.
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