Zum Inhalt springen

Das Eisschießen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: A. A.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Eisschießen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 99
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[96]

Eisschießen auf dem Kleinhesseloher See.
Zeichnung von P. F. Messerschmitt.

[99] Das Eisschießen. (Zu dem Bilde S. 96.) Wenn bunte Plakate an den Straßenecken Münchens verkünden, daß die Eisfläche des Kleinhesseloher Sees im Englischen Garten fahrbar geworden ist, dann ziehen auch die „Eisschützen“ zu dem echt altbayerischen Vergnügen, das eigentlich mit dem „Schießen“ in landläufiger Hinsicht nichts zu thun hat. Mit Pulver und Blei wird auf der spiegelglatten Eisfläche nicht geschossen, sondern es wird der „Eisstock“, eine eisenbeschlagene hölzerne Wurfscheibe mit einem tüchtigen Stehgriff, nach dem Ziele, „Haserl“ oder „Daube“ genannt, geworfen. Die Eisschützen theilen sich in zwei Parteien, je nachdem die Spielkarten sie zusammengeben. „Herz“ aus dem Tarockspiel zieht die eine Partei, „Laub“ oder „Grasen“ die andere. Jede Partei wählt ihren Anführer, ihren „Moar“ (Mayer = Obermann, wie im Oberbayerischen der Oberknecht auch „Moar“ genannt wird), der den Eisstock zuerst der Daube möglichst nahe zu bringen sucht. Dazu gehört ein treffsicheres Auge und Gewandtheit, mit Kraft gepaart. „Taucht“ einer zu viel, d. h. giebt er dem Eisstock zu viel Schwung, dann fliegt der Stock über das Ziel hinaus, zu wenig Kraft hingegen bewirkt, daß der Stock „verkümmert“ oder „verhungert“, d. i. vor dem Haserl liegen bleibt. Ist dem „Moar“ der „Schuß“ soweit gelungen, daß sein Stock nahe der Daube liegt, dann sucht der Moar der Gegenpartei mit seinem Stock den gegnerischen Stock wegzuputzen. Stock auf Stock rutscht nun hinaus, einer sucht den andern vom Ziele abzudrängen, bis die Munition zu Ende ist und die Parteien keinen Schützen mehr haben. Wer jetzt am nächsten der Daube sitzt, ist Sieger. Dieses Kraftspiel auf dem Eise in frischer Winterluft erfordert kernige Leute, die, wie man zu sagen pflegt, einen „Puff“ aushalten können. An anzüglichen Bemerkungen und derbem Spott ist kein Mangel, wenn ein Frischling unter alte Schützen geräth. Beliebt ist dieses Wintervergnügen in ganz Altbayern, und so lange des Winters Gewalt anhält, findet man Eisschützen überall auf hartgefrorener Wasserfläche. A. A.