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Vorzeichen entgegen und fühlte sich in seinen Hoffnungen für die Zukunft, in die er nach einer unruhvollen Zeit wie in eine neue Epoche seines Daseins treten sollte, wunderbar gestärkt.

Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als Robert fertig gepackt hatte und sein Zimmer verließ. Es war die Stunde, da die meisten Gäste sich im Bad oder auf Spaziergängen befanden und es grade im näheren Umkreis des Hotels am stillsten war. Robert trat auf den breiten steinernen, weit ins Wasser laufenden Landungssteg, an den gelehnt der kleine helle Dampfer seine Mittagsrast hielt, blickte zu den wenigen, fast unbeweglichen, weißen, gelben und rötlichen Segeln hin, die im Kanal erglänzten, und ließ seine Augen endlich nordwärts gleiten, wo die Enge, allmählich sich verbreiternd, das offene Meer ahnen ließ. Er nahm den Hut ab, um sich die Sonne grade auf den Scheitel brennen zu lassen, atmete tief mit geöffneten Lippen, um den Salzgeschmack auf der Zunge zu spüren, und freute sich der linden Luft, die auf dieser südlichen Insel auch an solchen Spätoktobertagen oft noch mit sommerlicher Wärme schmeichelte. Allmählich kam ihm das Gefühl, als wäre der Moment, den er eben durchlebte, in Wirklichkeit längst vergangen und er selbst, so wie er eben dastand – auf dem Landungssteg, den Hut in der Hand, mit geöffneten Lippen –, ein

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)