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mußte, blieb Robert mit der Schwägerin allein. Schweigend rauchte er seine Zigarre, als Marianne sich mit der Frage an ihn wandte: „Was macht denn dein Klavierspiel?“ – „Mein Klavierspiel“, wiederholte er etwas melancholisch, „das weiß ich eigentlich selber nicht. Auf Reisen kommt man begreiflicherweise wenig dazu. Manchmal hat es mir wohl gefehlt.“ – „Uns auch“, meinte Marianne lächelnd. Es war Roberts Gewohnheit gewesen, sich nach den Mahlzeiten, die Zigarre zwischen den Lippen, an den Flügel zu setzen und sich, wie Marianne es nannte, musikalischen Kaffee- und Havannaphantasien hinzugeben. So erhob er sich auch jetzt, begab sich ins Nebenzimmer ans Klavier und spielte allerlei Ernstes und Heiteres, Klassisches und Banales, nach- und durcheinander, ähnlich wie es gestern der Pianist in der Bar getan.

Plötzlich ließ er die Hände auf den Tasten ruhen, wandte sich nach Marianne um, die in der Diwanecke, mit einer Stickerei beschäftigt, seinem Spiele gefolgt war, und sagte: „Nun ist’s genug. Es geht ohnehin nicht recht.“ Und da sie eine Einwendung erhob, fuhr er fort: „Auch ist es höchste Zeit, daß ich mich wieder auf die Wanderschaft mache. Ich bin nämlich auf Wohnungssuche.“

„Ob du nicht lieber noch eine Weile warten solltest?“ sagte Marianne. „Da du schon einmal im Hotel

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)