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Überraschung sich in seinen Mienen spiegelte. Sie reichte ihm so unbefangen die Hand, als hätte sich seit der letzten Begegnung nicht das geringste verändert. „Es sieht ja nicht besonders schön aus bei uns“, sagte sie einfach, „aber Sie wissen ja wahrscheinlich, daß wir übersiedeln.“

„Bald?“ fragte Robert. – „Vor Neujahr wird sich’s kaum machen lassen. Aber einige Gegenstände, die wir nicht mehr brauchen können, möchten wir womöglich schon früher loswerden. Doch lassen wir das. Ich freue mich, daß Sie gekommen sind. Beinahe hätte ich Ihnen geschrieben. Aber es ist mir lieber so.“ – „Wenn ich gewußt hätte, daß mein Besuch – –“ Sie ließ ihn nicht zu Ende reden. „Es hat sich ja allerlei ereignet“, sagte sie, „seit wir uns zuletzt gesprochen haben; aber es scheint wirklich, daß gewisse Ereignisse von den Unbeteiligten schwerer genommen werden, als von den eigentlich Betroffenen. Das Peinlichste an Unglücksfällen ist im Grunde immer die Verlegenheit der andern.“

Robert wollte eben etwas erwidern, als Frau Rolf eintrat, von jener Atmosphäre des Gleichmaßes umgeben, in die anscheinend weder äußere noch innere Stürme Unruhe zu bringen vermochten. Es habe ihr recht leid getan, bemerkte sie, daß sie dem Herrn Sektionsrat auf dem Semmering nicht mehr persönlich hatte adieu sagen können … Und etwas zögernd

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)