Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 135.jpg

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War es vielleicht die ewige Macht der Blutsverwandtschaft gewesen, die in einem bedeutungsvollen Augenblick durch ein solches geheimnisvolles Zeichen sich bestätigte?

Es war nur natürlich, daß der Ausdruck in Ottos Mienen sich sofort änderte, da er sich beobachtet, ja entdeckt fühlen mußte. Ein Lächeln, allerdings dem Grinsen nah verwandt, erschien auf seinen Lippen, und befangen sagte er: „Ja, mein Lieber, ferne Zeiten, ferne Zeiten. Wie lange könnte man so weiterplaudern …! Aber leider –“ Er brach ab, klappte das Eintragebuch zu, rückte Bücher und Papiere auf dem Schreibtisch zurecht, griff seiner Gewohnheit nach an die Brusttasche nach dem Notizbuch, dann wandte er sich wieder zu Robert, der sich gleichfalls erhoben hatte. „Warst du übrigens schon bei den Kindern, bei Marianne?“ Robert schüttelte den Kopf. Otto fuhr mit offenbarer Beflissenheit fort: „Habe ich dir schon gesagt, daß Marianne von Paula gradezu schwärmt?“ Er hatte geklingelt und fragte den eintretenden Diener, ob Marianne zu Hause sei. Sie war fortgegangen, und Robert begleitete den Bruder ins Zimmer der Kinder, die eben ihr Abendessen erhielten und es gar nicht hübsch vom Onkel fanden, daß er grade nur hereinkam, um ihnen gute Nacht zu wünschen, und sie gleich wieder mit dem Vater, dessen Eile sie freilich gewohnt waren, verließ.

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_135.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)