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sobald sie in’s Stadium der Verwandlung zur Nymphe überzugehen anfängt, abstirbt und in die schon erwähnte Materie übergeht.

Ist die Krankheit auf einem Bienenstande ausgebrochen, so wird sie gewöhnlich von den Bienen selbst, welche sich bekanntlich sehr häufig gegenseitig berauben, auf die benachbarten Stände verschleppt, entweder durch die Bienen des kranken Standes, oder, was viel häufiger der Fall ist, durch die Bienen des gesunden Standes, weil diese, sich munter und kräftig fühlend, in die krankhaften abgeschwächten Stöcke mit der grössten Leichtigkeit behufs des Honigraubes eindringen und so aus den kranken Stöcken das Contagium zu sich hinüberschleppen. Auf diese Art können nicht nur die Bienenstände einer Stadt oder eines Dorfes inficirt werden und daher zu Grunde gehen, sondern es können die Stände eines ganzen Bezirks, ja eines ganzen Ländchens in kurzer Zeit gänzlich bienenleer werden.

Nicht immer nimmt aber die Krankheit einen so raschen ungünstigen Verlauf, wie ich ihn eben geschildert habe. In manchen Fällen geht das Absterben der Bienen nur langsam vor sich. Es geht nur ein Theil der Bienenlarven in den Zersetzungszustand über. Die übrigen bleiben gesund, verwandeln sich in Nymphen, so dass der Stock immerhin noch junges Volk erhält und sich oft zwei, ja sogar drei Sommer lang hält ehe er gänzlich eingeht. Im Herbst hört die Krankheit auf, da keine Brut vorhanden ist, sobald aber gegen das Frühjahr zu, Brut gezogen wird, stellt sie sich auch wieder mit dieser ein. In den seltensten Fällen verliert sie sich allmählich und der Stock bleibt gesund.

Das Benehmen der Bienen faulbrütiger Stöcke ist, je nach dem Grade der Krankheit verschieden. Im Anfange der Krankheit, d. h. wenn noch wenige Brut abgestorben ist, sind die Bienen ganz rüstig und munter und verrichten alle ihre Geschäfte, wie die eines völlig gesunden Stockes. Hat aber die Krankheit einen höheren Grad erreicht, ist schon ein ansehnlicher Theil der Brut verdorben und hat sich daher auch der mephitische Geruch eingefunden, so stellen die Bienen die meisten Arbeiten ziemlich ein. Es wird fast gar kein neuer Wachsbau aufgeführt, nach Tracht wird nur wenig ausgeflogen, ebenso wird wenig Brut angesetzt; die Bienen sind bemüht ununterbrochen Tag und Nacht hindurch zu ventiliren, um die verpestete Luft aus dem Stocke hinauszuwehen. Die Zellen mit der eingetrockneten Brutmasse werden nach Möglichkeit ganz herausgebissen, weil die Brutmasse anders nicht zu entfernen ist. Hat die Krankheit noch mehr überhand genommen, vielleicht sich über den halben Stock verbreitet, dann hören alle Arbeiten der Bienen, wenigstens innerhalb des Stockes gänzlich auf, Brut wird gar nicht mehr angesetzt, die Bienen beschränken sich auf denjenigen Raum ihres Baues, welcher keine Brut enthält. Erreicht die Faulbrut schon im Frühjahr oder Vorsommer einen solchen Zustand, dann geschieht es häufig, dass die Bienen aus ihrem Stocke ausschwärmen und eine neue Wohnung beziehen, wo sie sich von neuem ansiedeln.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_035.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)