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Auch Dzierzon ist der Ansicht, dass der amerikanische Honig die Faulbrut erzeuge. Er selbst will durch die Fütterung mit diesem Honig einige hundert seiner Stöcke eingebüsst haben.[1] Nach minder verbreiteten Ansichten wurde die Entstehung dieser Krankheit von giftigem Honig, (Blüthensaft), den die Bienen von der Tracht holen sollten, abgeleitet. Ferner sollte die Faulbrut durch den Bienenwärter selbst hervorgebracht werden, wenn er etwa an verdorbenen Säften, z. B. an der Scrophulosis und noch ärgeren Krankheiten litt. Auch vermuthete man, dass ein Fadenpilz, Mucor mellitophorus, der im Chylusmagen der Bienen vorkommt, auf die Futtersaftbereitung der Bienen einen nachtheiligen Einfluss übe, die Brut daher ein nicht hinreichend verdautes Futter erhalte und dieser Pilz also die indirecte Folge der Faulbrut wäre. Endlich wurde in neuester Zeit sogar Strassenstaub, der in die Brutzellen dringe, als Ursache des Sterbens und nachträglichen Verwesens der Bienenlarven angesehen.

Die Ansicht, dass die Faulbrut durch plötzlichen Volksverlust und daraus resultirende Verkühlung und schliessliches Erfrieren oder Verhungern der Brut und dergleichen angeführte Ursachen entstehe, kann nur auf die sogenannte nicht ansteckende Faulbrut bezogen werden. Die Fütterung der Bienen mit amerikanischem oder polnischem Honig kann nur in dem Falle Faulbrut erzeugen, wenn diese Honigarten von faulbrütigen Bienen abstammen, oder wenigstens Honig von kranken Stöcken beigemischt enthalten. Dies findet nun freilich sehr häufig statt, z. B. in denjenigen Ländern (Russland, Nordamerika), wo man die Bienen im Herbst, um den Honig zu ernten, abschwefelt und nun Honig, Bienenbrod (Pollen), Wachs, Brut und selbst Bienen ohne Unterschied von gesunden und kranken Stöcken zu einem Brei verarbeitet und durch Siebe den Honig, oder richtiger überhaupt die flüssigen Körper von den festen Bestandtheilen abfiltrirt. Ein solcher Honig den Bienen gereicht, oder auch von den Bienen selbst zufällig genascht, muss die Krankheit unbedingt erzeugen. Aber dies würde nur als eine secundäre Ursache der Faulbrut zu betrachten sein. Saurer oder in Gährung übergegangener Honig, wenn er nur nicht von kranken Stöcken herrührt, schadet den Bienen nichts, wenigstens verursacht er die Faulbrut nicht. Ich habe oftmals absichtlich Honig mit einem Ferment versetzt, die Gährung eintreten lassen und den Honig sehr stark säuerlich den Bienen verfüttert, ohne davon den geringsten Schaden, geschweige die Faulbrut wahrzunehmen. Auch Dzierzon sagt irgendwo, dass saurer Honig den Bienen nichts schade.

Die Entstehung der Faulbrut vom sogenannten giftigen Honig oder Thau herzuleiten, was Einige thun, ist wohl etwas zu weit hergeholt. Denn sollten die Bienen wirklich giftigen Honig und dergleichen eintragen, so müsste die Krankheit sich häufiger wiederholen, es müsste nicht


  1. Bienenzeitung, Jahrgang 1849. pag. 2 u. Nachtrag, pag. 83 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_039.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)