Seite:Assmuss parasiten 058.png

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An meinen Bienen habe ich den Pilz nie beobachtet, daher er mir in Natura unbekannt ist. Er kommt nach Leuckart, Dönhoff und Hoffmann im Chylusmagen der Bienen mancher Stöcke vor und gelangt jedenfalls von Aussen – wenn man von der in neuster Zeit, besonders unter den französischen Naturforschern, wieder sehr in Aufnahme kommenden Generatio spontanea absieht – mit den eingesogenen Stoffen als Spore in den Chylusmagen. Die Spore keimt hier und bildet sich zu glashellen Fäden mit zahlreichen Verzweigungen aus, an denen sich Sporangien entwickeln, die einen kernig-schleimigen, weissgelblichen Inhalt besitzen, aus welchem endlich die Sporen entstehen und nach der Reife durch Aufplatzen der sehr zarten Sporenhüllen hervorbrechen, meist als Sporenhaufen. Dieser Haufen zerfällt allmählich in eine grosse Menge farbloser kleiner Sporen, die sich im ganzen Magen überall verbreiten und auch im Dünn- und Mastdarm anzutreffen sind, während der eigentliche Pilz nur im Chylusmagen vorkommt.

Dieser Pilz ist unter den Bienen vieler Gegenden, namentlich Deutschlands, sehr verbreitet, da seine Sporen, weil die Bienen ihre Brut und oft auch sich gegenseitig füttern, von der einen Biene auf die andere übertragen werden können. In den Bienen mancher Stöcke ist er in so grosser Menge anzutreffen, dass er oft den Chylusmagen mit seinen Sporen förmlich verstopft und der Ernährung dadurch hinderlich wird, wodurch nach der Ansicht von Leuckart[1] und Dönhoff[2] wohl die sogenannte Ruhr entstehen könnte. Uebrigens haben Kleine[3] und von Berlepsch[4], deren Bienen auch pilzsüchtig waren, durchaus nichts Krankhaftes an ihren Stöcken beobachten können.


Druck von Th. Gumprecht in Berlin.

  1. Vergl. Bienenzeitung, Jahrgang XIII. pag. 67.
  2. Bienenzeitung, Jahrgang XV. pag. 151.
  3. Huber u. Kleine, Heft 4. pag. 273.
  4. Die Biene und die Bienenzucht etc. pag. 151.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_058.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)