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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Tempel, den ihr da sehet, werdet ihr zerstören, und ich werde ihn nach drei Tagen wieder aufrichten.“ Da erkannten seine Jünger, daß er von seinem Leibe sprach, er wolle ihn, nachdem er getödtet sei, nach drei Tagen wieder auferwecken. In diesem Tempel hat er uns das Leben verheissen und durch ihn werden unsere Sünden gesühnt. Ihre Stätte hieß die zeitweilige Stiftshütte, weil sie nur für eine kurze Zeit bedient wurde; die unsrige aber wird Tempel des heiligen Geistes auf ewig genannt.

Achte aber wohl, mein Lieber, auf die Vorschrift des Heiligen, daß jenes Osterlamm in einem einzigen Hause, nicht in vielen Häusern gegessen werden sollte! Dieses einzige Haus ist die Kirche Gottes. Ferner sagt er: „Lohndiener und Fremdlinge sollen nicht von ihm essen.“ Wer sind diese Lohndiener und Fremdlinge anders, als die vom Bösen verführten Irrlehrer, denen nicht erlaubt ist, von dem Osterlamm zu essen? Denn von ihnen sagt unser Erlöser:[1] „Wenn ein Miethling, dem die Heerde nicht gehört, den Wolf kommen sieht, so verläßt er die Heerde und flieht.“ Ausserdem heißt es noch: „Ihr sollt es nicht roh essen, auch nicht in Wasser gekocht.“ Die Erklärung dieser Vorschrift ist offenbar und deutlich. Denn jenes Opfer, welches in der Kirche Gottes dargebracht wird, ist am Feuer geröstet und wird weder roh noch gekocht dargebracht. Ferner sagt er: „Also sollt ihr es essen, mit umgürteten Lenden, beschuhten Füßen und mit Stäben in eueren Händen.“ Diese Geheimnisse sind sehr groß. Denn wer von Christo, dem wahren Osterlamm, isset, umgürtet seine Lenden mit Glauben und beschuht seine Füße mit bereitwilligem Eifer für das Evangelium und hält in seiner Hand das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Ausserdem sagt er noch: „Es soll an ihm kein Gebein zerbrochen werden.“ Dieß ging in Erfüllung an dem Tage der Kreuzigung, als man die Beine der mit Jesus Gekreuzigten, aber nicht die seinigen,


  1. Joh. 10, 12.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_112.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)