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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Brod mangelt, beten um ihn. Die Kinder des Friedens denken an den Tod, alsdann verzeihen sie und vergessen Zorn und Feindschaft. Wie Fremdlinge wohnen sie in dieser Welt und bereiten sich Reisevorrath für das vor ihnen liegende Jenseits. Sie sinnen und denken über das, was droben ist, aber die Dinge unter ihren Augen achten sie gering. Sie senden ihre Schätze voraus zu der Stätte, wo Nichts zu befürchten ist, wo weder Motten, noch Diebe sich finden. Sie wohnen in der Welt wie Fremdlinge, welche einem entfernten Lande entstammen,[1] und sie harren darauf, daß sie aus dieser Welt entlassen werden und zu der Stadt der Gerechten heimkehren dürfen. Sie tödten sich ab in dem Lande der Verbannung und lassen sich nicht aufhalten durch Sorgen in der Fremde. Alle Tage ist ihr Angesicht nach oben gerichtet, auf daß sie eingehen in die Ruhe ihrer Väter. Wie Gefangene sind sie in dieser Welt, und wie Geißeln werden sie für den König festgehalten. Sie fühlen sich durchaus nicht behaglich in dieser Welt, denn sie erwarten nicht, daß dieselbe auf ewig bestehen bleibe. Diejenigen, welche Schätze erwerben, können sich ihrer nicht erfreuen; die, welche Kinder erhalten, werden durch deren Tod betrübt; die, welche Städte bauen, können nicht darin bleiben; so handeln sie also in ihrem Rennen und Abmühen um Irdisches ganz wie Thoren. Wie unverständig ist doch der Mensch, welcher sein Vertrauen auf diese Welt setzt! Erinnere dich doch, mein Freund, erwäge und beobachte in deinem Geiste, ob irgend Jemand von den früheren Generationen auf dieser Welt zurückgeblieben ist, um daselbst ewig am Leben zu bleiben! Der Tod hat die früheren Geschlechter hinweggeführt, Helden, Mächtige und Weise. Welcher Reiche hat je beim Ausgang aus dem Leben seine Schätze mitnehmen können? Was von der Erde aufgesammelt ist, muß auch zu ihr zurückkehren, und entblößt verläßt


  1. So nach Wright’s Conjectur. Der Text hat: „Wie geliebte Söhne eines Landes, welche in der Fremde leben.“
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_137.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)