Seite:BKV Erste Ausgabe Band 38 157.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Wir fassen nun, das im Panegyrikus ausführlich Erzählte in eine kurze Übersicht zusammen. Rabulas war in der Stadt Kenneschrin, von den Griechen Chalcis genannt, von reichen und vornehmen Eltern geboren; sein Vater war Heide und sogar Götzenpriester, seine Mutter Christin. Im Besitze einer klassischen Bildung, großer Güter und einer hohen, ihm vom Kaiser übertragenen Ehrenstelle (nach dem alsbald zu erwähnenden Biographen des hl. Alexander wäre er Präfekt gewesen) widerstand er lange dem Zureden seiner Mutter, sich zum Christenthum zu bekehren, obgleich er auf ihren Wunsch eine christliche Gattin genommen hatte. Aber zwei Wunder, bei denen er zugegen war, und Unterredungen mit den Bischöfen Eusebius von Kenneschrin und Acacius von Aleppo brachten ihn zum Glauben. Die alte, von einem Schüler des Gefeierten verfaßte Lebensbeschreibung des hl. Alexander, des Stifters der Akömeten (mitgetheilt bei den Bollandisten, zum fünfzehnten Januar), nennt diesen Heiligen als den Haupturheber der Bekehrung unseres Rabulas; jedoch dürfte der auf eigenen Mittheilungen des Rabulas beruhende Bericht seines Panegyrikers den Vorzug vor dem auch sonst mitunter ungenauen des Biographen Alexanders verdienen. Immerhin bleibt es möglich, daß beide Biographen Recht haben und ihre Berichte sich, statt sich zu widersprechen, nur gegenseitig ergänzen. Wir werden daher den Theil der Biographie Alexanders, welcher sich auf Rabulas bezieht, nach dem Panegyrikus anhangsweise mittheilen. Nachdem Rabulas eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen und im Jordan die Taufe empfangen hatte, verzichtete er auf seinen gesammten Besitz und trat, nachdem seine Gattin Nonne geworden war, in dem Kloster des hl. Abraham bei Kenneschrin als Mönch ein. Eine Zeit hindurch lebte er als Anachoret in einer Höhle, kehrte aber später auf Bitten der Brüder wieder in das Kloster zurück.

Nach dem Tode des Bischofs Diogenes von Edessa wurde Rabulas auf einer Synode in Antiochien im Jahre 412 zu dessen Nachfolger ernannt. Die syrische Biographie entwirft ein schönes Bild von dem erbaulichen, abgetödteten

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_157.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)