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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

mit großer Treue für seine Heerde und war in seinem Herzen bekümmert, daß in ihr irgend ein verborgener oder offenbarer Schaden sein könnte. Denn er hätte es in seiner Liebe auf sich genommen, nach seinem guten Willen für seine Heerde, selbst als ein Verworfener zu gelten, wenn es möglich gewesen wäre, dadurch seine Heerde zur Ausübung des Guten zu bewegen. Mit tiefem Schmerzgefühl wirkte er stets im Gebete zu Gott für ihr Heil, indem er sie auf den reichen Fluren der heiligen Schriften mit seinen geistlichen Aussprüchen weidete und sie sorgfältigst aus dem erquickenden Bache der göttlichen Lehre mit Worten des Lebens tränkte, indem er das Kräftige durch Warnungen bewahrte, das Kranke durch Tröstungen heilte und das Schwache durch Ermuthigungen stärkte, damit ja Nichts aus seiner Heerde durch Vernachlässigung von seiner Seite verloren gehe. Denn er glaubte an die gesegnete Hoffnung, die ihm als Lohn für seine Arbeit aufbewahrt war, nach dem Zeugnisse Gottes, welcher zu ihm in der Person jenes Knechtes mit den Talenten gesagt hat: „O du guter und getreuer Knecht, weil du über Weniges getreu gewesen bist, so will ich dich über Viel setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn!“ Von seinen Verordnungen für die Seelsorgpriester, Mönche und Nonnen wäre noch Viel zu sagen; aber wir führen daraus nur, soviel es geht, das Eine oder das Andere an.

Seine Rede war stets durch die Gnade Gottes wie mit Salz gewürzt und vermochte denen, welche sie gläubig annahmen, Gnade zu verleihen. Denn sein Wort erschien den Hörern glaubwürdig durch das Beispiel seiner Werke. Seine Werke und Worte nützten Allen durch Gesicht und Gehör und wurden von Allen als wahrhafte Zeugen angenommen. Sein Wort war furchtbar in der Strafrede ernst in der Zurechtweisung, liebreich in der Ermahnung und für die Zuhörer praktisch nutzbringend. Denn seine Lippen redeten aus der Fülle seines Herzens heraus und trieben Jeden zur Nachahmung seiner herrlichen Tugenden an. Er war nämlich nicht darauf bedacht, in seinen Predigten kunstvolle Abschweifungen anzubringen, sondern nur darauf, wie

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_183.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)