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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

er die Menschen zu Gott bekehre, von ihren bösen Wegen zu den Werken der Gerechtigkeit. Nicht aus Mangel an Gelehrsamkeit entbehrte seine Rede solcher Ausschmückungen, sondern deßhalb, weil es ihm nur auf das Vorzüglichere und den Menschen Heilbringende ankam. Denn er ließ sich nie dazu verleiten, in seiner Predigt nach dem Schmucke zierlich gesetzter Worte zu haschen. Er predigte ja nicht in der Kirche, um die Größe seiner Weisheit zur Schau zu stellen und für sich selbst Lob einzuernten, wie Andere, die deßhalb auch von ihren Zuhörern verachtet werden, sondern er war besorgt, wie er die Herzen seiner Hörer mit seinem scharfen Worte beschnitte vom Bösen zum Guten, und darum war er bekümmert, daß Jene nicht Gott den ihm gebührenden Lobpreis vorenthielten. Und als ob er in seiner Predigt die gewaltige Stimme des Propheten Jeremias angenommen hätte, rief er gleich einer Posaune in die Ohren des Volkes, daß es ablassen solle von Unrecht und Sünde, welche geistliche Erstorbenheit bewirken. Er tadelte auch Diejenigen, welche begierig in das Theater und den Circus eilten, um daselbst die schändlichen, schamlosen Spiele anzusehen. Aber das scheußliche Schauspiel der wilden Thiere, welche in der Rennbahn Menschenblut vergoßen, schaffte er durch sein strenges Verbot gänzlich ab, indem er unter gerechten Strafandrohungen also sprach: „Ferne sei es von den christlichen Bewohnern dieser Stadt, welche gläubig den Leib Gottes essen und sein Blut trinken, daß sie zusehen sollten, wie das Fleisch ihrer Mitmenschen zur Unterhaltung gräulicher Weise von wilden Thieren gefressen wird!“ Dabei zeigte er ihnen in seiner Rede die Wunden der Sünde, welche sie, ohne es zu merken, unter dem Namen von Vergnügungen in ihren Seelen herrschen ließen, und als ob er selbst wegen seiner Liebe zu ihnen statt ihrer verletzt wäre, so trug er in Wahrheit Leid über Diejenigen, welche aus Ungehorsam zum Verluste ihres Seelenheiles Böses begingen. Wenn er das Volk voll Schmerz beschwor, sich von seinen bösen Werken zu bekehren, so that er Dieß nicht nur, um seine eigene Seele durch Warnung der Sünder zu retten, sondern damit an

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_184.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)