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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

diesem Wunder,[1] als der Heilige aus diesem Leben geschieden war, erzählte es Rabbulus vor Bischöfen und Mönchen; und das Zeugniß des neuen Jüngers ist wahr. Man kann übrigens aus diesem Wunder schließen, daß er auch jenen Tempel auf gleiche Weise verbrannt haben mag.

Nachdem Rabbulus dieses Wunderzeichen gesehen hatte, blieb er eine Woche bei dem seligen Alexander, um Alles gründlicher zu lernen, was zur Lehre der Wahrheit gehört; und da er durch die Wunderkräfte selbst um so fester überzeugt war, verlangte er alsbald erleuchtet und durch die himmlische Taufe eingeweiht zu werden, da das heilige Osterfest nahe bevorstand. Aber der Feind der Wahrheit, sehend, wie seine Herrschaft überall gestürzt wurde, suchte diesen neuen Jünger vom ewigen Leben fern zu halten. Deßhalb


  1. Diese Notiz bietet uns den sichersten Anhaltspunkt für die Zeitbestimmung der Bekehrung des Rabulas. Denn da Rabulas am siebenten August 435 starb, jenes Wunder aber dreissig Jahre, nachdem es geschehen war, erzählte, so kann seine Bekehrung spätestens im Jahre 405 stattgefunden haben. Da jedoch der Natur der Sache nach diese Mittheilung jedenfalls alsbald nach dem Tode Alexanders stattfand, so können wir ein noch genaueres Resultat gewinnen. Denn unserer Biographie zufolge veranlaßte die Bekehrung des Rabulas den hl. Alexander dazu, Kenneschrin zu verlassen; alsdann stand er zwanzig Jahre hindurch dem Akömetenkloster am Euphrat vor, brachte dann in der Wüste wenigstens vier und in Antiochien, wo er von dem Bischof Theodotus verfolgt wurde, wahrscheinlich ein Jahr zu, so daß die fünf noch übrigen Lebensjahre auf seinen konstantinopolitanischen Aufenthalt kommen würden. Da nun Theodot von 416 oder 418 bis 428 Bischof von Antiochien war, so wäre der Tod Alexanders zwischen 421 und 433, die Bekehrung des Rabulas aber zwischen 391 und 403 anzusetzen. Da die Anklage auf Häresie, welche in Konstantinopel gegen Alexander erhoben wurde, wahrscheinlich von Nestorius ausging, andererseits aber keine Andeutung vorliegt, daß er noch das ephesinische Concil und die Absetzung dieses Patriarchen erlebte, so dürfte wohl am sichersten das Jahr 430 für den Tod Alexanders und folglich 400 für die Taufe des Rabulas anzunehmen sein. Diese [219] Zeitbestimmung wäre auch mit Tillemont’s Vermuthung vereinbar, wonach Alexander auf der Synode verurtheilt worden wäre, welche der konstantinopolitanische Patriarch Sisinnius im Jahre 426 gegen die Messalianer hielt, und welcher auch Theodot von Antiochien, dieser alte Feind Alexanders, beiwohnte. Noch ist zu berücksichtigen, daß, als sich Rabulas bekehrte, Eusebius Bischof von Kenneschrin oder Chalcis war. Dieser Eusebius besuchte um 381 den hl. Marcian in dessen Kloster bei Kenneschrin und wohnte im Jahre 382 einem römischen Koncil bei, und zwar beides als Bischof von Chalcis. Nach dem Panegyrikus des Rabulas war er ein Jugendfreund und Mitschüler des Acacius, welcher im Jahr 431 bereits ein Alter von 110 Jahren erreicht hatte; also muß Eusebius selbst um 400 bereits ein achtzigjähriger Greis gewesen sein, so daß die Bekehrung des Rabulas schwerlich später anzusetzen ist.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_218.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)