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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

eine Einöde; wenn alsdann der Herr nicht für euch sorgen wird, so brauchst du mir künftig keinen Glauben mehr zu schenken.“ Rabbulus sagte: „Wenn du Dieß durchsetzen wirst, so will ich Alles, was geschrieben steht, ausführen.“

Er führte also seine Kinder und die Anderen, welche er mitnehmen wollte, in eine weite, allem Anschein nach noch nie von einem menschlichen Fuß betretene Einöde, um so den seligen Alexander auf eine recht schwierige Probe zu stellen. Nachdem sie den ganzen Tag hindurch gegangen waren, machten sie um die elfte Stunde zwischen zweien Bergen Halt. Rabbulus nun lächelte, indem er nach allen Seiten herumblickte; aber der selige Alexander schickte sich nach seiner Gewohnheit sofort zum Gebet an. Als sie die Vesperpsalmodie gemeinschaftlich beendigt hatten, da erhörte die gnadenreiche Gottheit das Vertrauen ihres hochherzigen Athleten. Denn sie schickte einen Engel in der Gestalt eines Landmannes, welcher ein Thier vor sich her trieb, beladen mit reinen und warmen Broden, sowie mit zwei auf beiden Seiten herabhängenden Gemüsetöpfen, worin Kohl und Bohnen waren. Darauf sagte der selige Alexander zu Rabbulas: „Stehe auf, nimm und sei nicht ungläubig!“ Dieser aber blieb lange Zeit unschlüssig wie betäubt, indem er bei sich dachte: „Woher kommt der Bauer mit so vielen und guten Broden in diese Einöde? Wir sind doch den ganzen Tag hindurch gegangen, ehe wir endlich an diesem Ort angekommen sind; der Mann muß also jedenfalls Nachts sein Haus verlassen haben, um zu dieser Zeit hier schon eintreffen zu können. Folglich können die Brode heute nicht gebacken sein; wie kommt es, daß sie noch warm sind?“ Dieß bei sich überlegend, bewunderte er die Macht Christi und fragte den Angekommenen: „Woher kommst du, oder wer hat dich hierher gesandt?“ Der Engel antwortete: „Mein Herr hat mich gesandt.“ Nachdem sie also Speise genommen hatten, ließen sie den scheinbaren Landmann ziehen, welcher aber in geringer Entfernung plötzlich vor ihren Augen verschwand. Sie genoßen nun mit Danksagung das ihnen von

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_222.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)