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kann nicht vom Blähen der Wasserpflanzen herrühren, da der See deren nur wenige hat; es ist vielmehr nichts anders, als der männliche Samenstaub der an den Ufern wachsenden Obst- und Waldbäume.

(siehe Gustav Schwabs: „Der Bodensee und das Rheinthal etc.“)

Friedrich Otte, der Elsäßische Dichter, besingt dies Blühen wie folgt:


Wenn von dem Himmel nieder die Abenddämmrung steigt
Und sich das Haupt der Blume zu sanftem Schlummer neigt,

Da fängt, wenn Alles feiert, wenn Schiffer ruht und Kahn,
Im See ein andres Leben, ein andres Blühen an.

Die Welle, die so fröhlich das Ufer erst bespült,
Sie legt sich leise nieder, vom Abendwind gekühlt.

Und dunkle Purpurröthe steigt aus der Tiefe Quell
Und macht die Seefluth glänzen gleich einer Rose hell.

Gleich einer Rose duftig, von zart gewobnem Schein,
Es strahlen die Zauberfarben weit in die Nacht hinein.

– Das ist ein Werk der Feyen tief in des Wassers Grund;
Die treiben da ihr Wesen in stiller Abendstund’.

Beim hellen Sonnenschimmer kann nicht ihr Werk gedeih’n,
Der Mond in stillen Nächten begünstigt sie allein.

Da springen auf die Pforten des Schlosses von Kristall,
Es heben sich aus den Tiefen die leichten Wesen all;

Laut jubeln sie und schlingen den Reigen strandentlang
Und freuen sich des Zaubers, der ihnen gut gelang;

Kaum aber ruft den Morgen der muntre Wächter an,
Da fängt die schimmernde Rose sich zu entfärben an;

Und wenn der Alpen Stirne im Morgenstrahl erglüht,
Da feiern die Nixen wieder, da ist der See verblüht

(Siehe Gedichte von Friedrich Otte. Basel, 1845. Schweighauser. S. 157.)


Der Reiter und der Bodensee.[1]

Der Reiter reitet durch’s helle Thal,
Auf’s Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.

Er treibet im Schweiß durch den kalten Schnee, –
Will heut noch erreichen den Bodensee;


  1. [13] Bekanntlich ist der Bodensee, bei all seiner großen Tiefe, schon mehrmals in strengen Wintern gänzlich zugefroren. Man berichtet solches von den Jahren 1277, 1435, 1560, 1573, 1587, 1695, 1788 und 1830. [14] Diese Gelegenheiten benützte man oft zu ausgedehnten Lustparthieen auf dem Eise; so hielten 1573 zweihundert Constanzer Bürger zu Fuß und zu Pferd die Aschermittwochschlacht auf dem See. Im Jahr 1695 gab die Stadt Arbon ein Freischießen auf demselben. Auch im Jahr 1830 fanden mehrere Belustigungen darauf Statt; Krämerbuden, Schenkzelte waren aufgeschlagen, Musikbanden spielten auf, Kegel wurden geschoben und eine Menge Leute lustwandelten sorglos auf der glatten Fläche hin und her.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)