Nachbar. Sie fielen alle ganz auf den Grund und übereinander auf den Eimer, ohne daß sich einer beschädigte, und wurden endlich von den auf ihr Geschrei herbeigeeilten Leuten herausgezogen.
Anno Domini 1293 do was ein Burger zuo Costanz, der was eines guoten Geschlechts, der hieß Heinrich am Grieß, der fieng sich selbst, und beschloß sich in sin eigen Hus; das Hus heißt das Gmal-Hus am obern Markt, und der schluog sin Wib und Kind und all sin Gsind us dem Hus, und er thät das darumb, dann sin Wib wollt ihn nit lassen noch vergunnen, das Hus zu verkofen, dann er hat es ihr zuvor versetzt, und beleib (blieb) also im Hus einig (allein), daß er darus nie kam in zweien Jahren und zechen (zehn) Wochen, und war (wurde) ihm in das Hus zu essen bracht, so aß er, und wenn man ihm nüntz (nichts) bracht, so irret er (that er wie verwirrt) und aß nüntz. Und hernach, do ihm von dem Wib erloubt war, das Hus zu verkofen, do gieng er herus und verkoft es und gab das Hus um 30 Mark Silbers (etwa 700 fl. nach heutigem Werthe) und dasselbig verthät er gänzlich in zwei Jahren, und gieng darnach herumb und bettlet.
Gegen Mitte des 14. Jahrhunderts verbreitete sich in Constanz das Gerücht, ein Christ habe die heilige Hostie an Juden verkauft und eine fanatische Magd schrie: „Der Leib Christi wird von den Juden entsetzlich gemartert!“ – Sogleich ergriff das rasende Volk die nächsten besten Hebräer und schlachtete sie mit dem Beile, wie Stiere; zwölf wurden verbrannt, zwölf in den Rhein geworfen. Einige vornehme Bürger von Constanz
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)