Und auch der Heerde, der verlornen,
Zum reinen Quell die Pfade wies.
Da traf ihn Rom mit seinem Fluche
Und Prag mit seinem Interdict:
Den Aufruhr in die Welt geschickt!
Dich Ketzer, soll die Flamme taufen,
Nun ist’s genug des sünd’gen Spiels!“ –
Da schleppten ihn zum Scheiterhaufen
Und sieh, nun steht er vor Gerichte,
Ein Held, der keine Rachsucht hegt;
Die Flamme wird zum Siegeslichte,
Das ihn verklärt zum Himmel trägt.
Mit Kreuz und Hostie und Gesang?
Soll dein Gebet dem Sieger frommen
Der schon den Himmel sich errang?
„Dem Rhein die Asche!“ – Laßt das Pochen,
Zwar das Gefäß habt ihr zerbrochen,
Den Quell jedoch, den hemmt ihr nicht.
Mit Jubel braust er in die Lande,
Befreit aus langer Kerkerhaft,
Am Geist zersplittert eure Kraft!
Erscheinst du mir aus Edens milder Zone,
Wo nicht der Bann dem frommen Denker droht,
O Huß, geschmückt mit einer Lorbeerkrone,
Wie kein Granikus[1] sie dem Helden bot?
Du warst dem Ruf getreu bis in den Tod,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)