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So spricht er und schnellt in die Höh’
Den schweren Angel im Bogen.

Und euer Leben ist aus;

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Der Fischer, mit frohem Behagen,

Er tritt in das stattliche Haus,
An den harten Stein euch zu schlagen.

Er legt sich auf weichen Pfühl,
Von Gold und Beute zu träumen;

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O Nacht, so sicher und kühl,

Wo Hamen und Angel säumen!

Da regt sich das Leben im Grund,
Da wimmelt’s von Karpf’ und Forelle,
Da nagt’s mit geschäftigem Mund

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Und schlüpft unter’s Ufer im Quelle.


Und frühe beim Morgenroth
Der Fischer kommt mit den Flechten;
Am Tage drohet der Tod,
Die Rache schafft in den Nächten.

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Von Jahr zu Jahr sie nicht ruht,

Die Alten zeigen’s den Jungen,
Bis daß die schweigende Fluth
Ist unter das Haus gedrungen;

Bis daß in sinkender Nacht,

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Wo der Fischer träumt auf dem Pfühle,

Das Haus, das gewaltige, kracht,
Versinkt in der Wogen Gewühle.

Aus gießet sich Korn und Wein,
Es öffnet der See den Rachen;

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Er schlingt den Mörder hinein,

Er hat nicht Zeit zum Erwachen.

Die Gärten, die Bäume zugleich,
Sie schwinden, sie setzen sich nieder;
Es spielen im freien Reich

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Die Fische, die fröhlichen, wieder.
Gustav Schwab.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_044.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)