Seite:Badisches Sagenbuch 111.jpg

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Traum und erfüllte dadurch dessen Herz mit solcher Freude, daß er, wie einst David[1], ausrief: „Ja, das ist die Stätte, die der Herr auserwählt hat!“ – Sogleich wurde an’s Werk geschritten und schon im Jahr 1052 stand die erste Kapelle da. Kurz darauf reiste der Papst durch diese Gegend und weihte selbst den ersten Altar noch in demselben Jahre, den 23. August. Für den Anfang wurden zwölf Mönche und ein Abt in das Kloster gesetzt, welches der Graf mit vielen Gütern beschenkte. Der Kreuzgang und die Wohnungen der Mönche wurden binnen zwölf Jahren vollendet, nach dem Plane eines lunstverständigen Priesters, Leupold, und am Tag Aller Heiligen 1064 hatte der edle Stifter die Freude, das neue Kloster durch Rumolf, der Bischof von Constanz, in Gegenwart vieler Aebte einweihen zu sehen. Am nämlichen Tage noch begabte der Graf dasselbe mit allerlei Kostbarkeiten, reichen priesterlichen Gewändern, Leuchtern und allen zum Gottesdienst nöthigen Geräthen; mit Freiheiten und überdies mit nicht weniger als 200 Meierhöfen.

Nachdem alles dies besorgt war, sehnte sich Eberhardt selbst darnach, der irdischen Welt sich abzukehren und er begab sich in das Kloster, das er selbst gestiftet hatte; er unterzog sich freiwillig der väterlichen Leitung des Abtes. Er lebte mit strengster Gewissenhaftigkeit nach der Regel des Ordens (die Mönche waren Benediktiner) und verrichtete die niedrigsten Dienste, die man ihm auftrug, wie der Geringste seiner Mitmönche. So brachte er sechs Jahre, mit Zustimmung seiner Gemahlin Itha, im klösterlichen Leben zu, bis ihn Gott seiner Frömmigkeit lohnte und in die ewige Seligkeit aufnahm. Er starb in seinem sechzigsten Jahre, am 7. April 1070. Sein Leichnam ist im neuen Münster zu Schaffhausen neben der Kanzel beigesetzt.

Das Kloster Allerheiligen aber erwarb sich in der Folge durch seine musterhafte Verfassung und Sittenstrenge einen außerordentlichen Ruf, und trug, nach dem Zeugniß des gelehrten Abtes Trithemius (in seinem Chronikon Hirsaugiense, T. I. pag. 212 und 266) viel dazu bei, daß das damals ziemlich


  1. Psalm 132 Vers 13 und 14.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_111.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)