Seite:Badisches Sagenbuch 144.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Korallen und Perlen und schilfenes Band
Und zierlich geflochtene Schuhe.

Nun tauchten sie auf aus Grotten so tief

20
Im See im Walde, der schweigend entschlief

Im abendlich hegenden Dunkeln,
Und huschten im rauschenden Schilfe hervor
Und eilten hinab durch das buschige Moor;
Die Spuren der Flüchtigen funkeln.

25
Die Pfeifen ertönten, die Zither erklang

Im Dorfe zum Tanze die Tenne entlang,
Und lustig schwirrten die Geigen,
Und Burschen und Jungfern, so schmuck zu erschau’n,
Und rüstige Männer und wackere Frau’n,

30
Die drehten sich flink in dem Reigen.


Da traten die Fräulein vom See herein
Mit leuchtenden Augen und glitzerndem Schein
Von seegrün schimmernder Seide,
Verneigten sich gegen der Gäste Schaar,

35
Und grüßten so freundlich das bräutliche Paar

Im hochzeitprangenden Kleide.

Wohl faßte die Burschen und Jungfern ein Graun,
Dieweil sie die Nixen vom See da schauen
In ihrem gespenstigen Glanze;

40
Doch zwei von den Burschen, wacker und kühn,

Die suchten sich ihrer Gunst zu bemühen
Und forderten keck sie zum Tanze.

Die Pfeifen ertönten, die Zither erklang
Zum Tanze die Tenne des Hauses entlang,

45
Wie tanzten die Nixen so schaulich!

Wie kosten sie minnig im wechselnden Scherz,
Da ward es den Burschen so warm um’s Herz,
Da ward es den Tänzern so traulich! –

Doch als es nun gegen die Mitternacht war,

50
Da wurden die Augen, sonst immer so klar,
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)