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Warum fällest du die Wälder
Die dem Kirchenbau gehören?

„Wagst du’s, einen Rausch zu trinken
Von dem rothen Ehrenweine,

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Der im heil’gen Kelch soll blinken?

Kirchengut, ist es das deine?

„Laß von deines Bruders Gabe,
Wald und Feld und Garten räume!
Daß der Bruder in dem Grabe

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Sanfter lieg’ und heller träume.“


Aber Landolf sprach mit Lachen:
„Soll ich deinem Spruch mich beugen,
Muß mein Bruder erst erwachen,
Deine Worte selbst bezeugen.

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„Kannst du ihn herauf beschwören,

Wenn zu Rankwil wird gerichtet,
Wohl dann mögen wir dich hören,
Sonst ist’s Lug, den du erdichtet.“ –

Fridolin, auf solche Tücke

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Würdigt er kein Wort zu sprechen,

Sieht in an mit einem Blicke,
Der durch Gräber könnte brechen.

Und von Säckingen am Rheine, –
Aus dem Kloster, an dem Stabe,

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Zog der Greis durch’s Waldgesteine

Bis gen Glaris zu dem Grabe.

Und er tritt beim Abendschauer
In die düstre Waldkapelle,
Er durchbricht des Grabes Mauer,

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Stellt sich auf die kalte Schwelle.


„Auf! erwach’ in Gottes Namen!“
Ruft er – „Urso! wehr’ den Tücken!“ –

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)