Seite:Badisches Sagenbuch 271.jpg

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Punkt zu wählen. In dem schmalen Wiesenthälchen erhebt sich der Vorsprung, auf dem so malerisch das Dorf Badenweiler liegt, rückwärts an den hohen Blauen gelehnt, der mit den anstoßenden Bergen einen Waldigen Kessel bildet. Auf der Spitze des Vorsprunges ruhen bis Trümmer der alten Burg Baden, ernst hinausblickend in die lachenden Gefilde des Rheinthals. Schon die ersten Nachgrabungen für die neuen Bauten führten sogleich auf Trümmer, in welchen der Forscher die versunkene Römerherrlichkeit erkannte. Des Fürsten Sorgfalt unterstützte die weiteren Untersuchungen und in kurzer Zeit war die ganze Ruine offen zu Tage gelegt und Veranstaltung getroffen, sie vor weiterem Verfall zu schützen und den Forschungen der Gelehrten zugänglich zu machen. Eine vollständige, mit einer in diesen Gegenden ungewöhnlichen Pracht erbaute römische Badeanstalt war nun mit all’ ihrem Reichthum dem Grabe wieder entstiegen.

(Vergleiche Max v. Ring’s „Malerische Ansichten der Ritterburgen Teutschlands.“ 2. Heft.)


St. Trutbert im Münsterthale.[1]

Der fromme Trutbert hatte von dem Herren dieses Thales, dem Grafen Otbert, die Erlaubniß erhalten, auf der Stelle, wo gegenwärtig das Kloster steht, sich ansiedeln zu dürfen und fing nun an, das Gesträuch auszurotten, eine Hütte zu bauen und ein Gärtchen anzulegen. Da überraschte ihn der Graf einst mitten in der Arbeit und wurde von dessen frommen Eifer so gerührt, daß er ihm nicht nur den Ort zum bleibenden Eigenthum vermachte, sondern auch den Ertrag einiger benachbarten Höfe zuwies, und ihm sechs Knechte beigab, damit er die mühsame Ausrottung des Waldes um so rascher betreiben möge. Aber diese Knechte waren ein schlechter Gewinn. Denn je eifriger Trutbert selbst der Arbeit oblag, desto überdrüßiger wurden sie derselben. Bald waren alle Bitten und Ermahnungen vergebens. Es gelang ihm nicht mehr, sie gehorsam zu erhalten und endlich stieg zwei Brüdern unter ihnen der abscheuliche Gedanke auf, den stummen Mann aus dem Wege zu räumen, um sich seines Joches gänzlich zu entledigen. Als er daher einstmals (es war im dritten Jahre seines dortigen Aufenthalts) um die Mittagszeit, von der Hitze und Arbeit erschlafft,


  1. Das Münsterthal hat seinen Namen von der uralten, Bergbau treibenden Stadt Münster, welche längst nicht mehr existirt, und sonst nur noch auf eine Gruppe von Höfen im Thale ihren Namen vererbt hat.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_271.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)