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auf seiner Ruhebank hingestreckt lag und schlief, schlichen die Bösewichter herbei und schlugen ihn mit dem Beil auf die Schläfe, daß er augenblicklich den Geist aufgab. Sobald Graf Otbert diese Unthat erfuhr, befahl er seinen Leuten, die flüchtigen Mörder zu verfolgen. Da geschah es, daß dieselben, von Müdigkeit, Hunger und Durst erschöpft, nach vier Tagen wieder wie durch ein Wunder an den Ort geriethen, von wo aus sie geflohen waren und mit Entsetzen sah nun das verbrecherische Brüderpaar, wie ein böses Gewissen sich räche. Beide wurden zu dem Richter abgeführt; aber der eine wartete die Strafe der Gerechtigkeit nicht ab, sondern nahm sich unterwegs selbst das Leben; der Andere dagegen büßte seine Schuld am Galgen.

(Siehe Jos. Bader’s „Freiburg und seine Umgebungen.“ Freiburg, 1838. Herder. Seite 90.)


Schloß Staufen.

Ein wildes, trotziges Geschlecht bewohnte einst diese Burg, deren rebenumkränzte Trümmer auf das gewerbsame Städtchen Staufen am Eingange des anmuthigen Münsterthals herabsehen. In unanfhörlichem Kampfe mit den Nachbarn, um seine Herrschaft auszudehnen, fühlten besonders die Mönche des naheliegenden St. Trutpertsklosters die drückende Uebermacht der Ritter von Staufen. Vergebens schloßen die Aebte einen Vertrag mit den Bürgern der Stadt Breisach zu gegenseitigem Schutze: die nahen und mächtigen Vögte des Klosters, denn diese waren eben die Ritter von Staufen, fanden darin nur Veranlassung zu neuen Unbilden. So hatte schon Werner von Staufen den frommen Abt Hugo überfallen, und nicht besser handelten seine Nachfolger, die Otto’s. Von einem derselben erzählt die Legende: Als Berthold V. von Zähringen nach Frankfurt zur Reichsversammlung zog, mußte ihn Ritter Otto, (des Marschalks von Staufen Vater) den er vor allen seines Hauses Dienstmannen liebte, begleiten. Wenige Tage vor der Abreise hatte derselbe, da es ihm an Pferden zur Fortschaffung des Gepäckes mangelte, dem St. Trutberter Kloster zwei Rosse weggenommen, und als ihm die Mönche deßhalb derbe Vorwürfe machten,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_272.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)