Seite:Badisches Sagenbuch 322.jpg

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böse Anschein thut ihnen nicht wehe. – Der Kronenwirth war, wie schon gesagt, ein wackerer Mann, wenn er auch zuweilen grob schwatzte, und was er der Demuth in die Ohren geschrieen hatte, das wiederholte er dem Vater und der Mutter bescheidentlich, wie’s einem Freiwerber für seine eigene Person wohl ansteht.

Ich habe, sprach er gar manierlich, Eure Tochter vor ein paar Tagen gesehen, und sie hatte mir’s im Ansehen alsobald angethan, so daß ich gern nicht weiter fürbaß geritten, sondern lieber gleich hier verblieben wäre zur Anwerbung, – zum Verlöbniß zur Hochzeit, mit Einem Wort. Aber so war ich dazumal ein gefangener Mann, und zu Elzach saß Eine, die schon so gut als meine Braut war. Einen Verspruch – Ihr wißt’s, muß[1] man halten, – mindestens so lange man’s immer möglich thun kann. Mir wurd’ es nicht so gut, oder besser gesagt, nicht so schlecht. – Als ich das Mädel sah, das mir die Freunde bestimmt hatten, so gefiel es mir gleich nicht. Was zwar nichts ausgemacht hätte, denn sein Wort muß man jedenfalls halten. Aber als ich die Jungfer reden hörte, und gehen und stehen und commandiren und räsonniren, und unzufrieden thun und immer ein Gesicht machen, als hätte sie den Bändelswurm im Leibe, da riß ich Augen und Ohren immer größer auf, und wenn’s nicht meine selige Frau war, die leibhaftig aus dem Grabe heraufgestiegen war und in der Person der Jungfer Hurrle vor mir stand, so war’s doch gewiß Eine, die um kein Haar besser, als die Selige. Potz Wetter! dacht’ ich: das wird Hitz kosten, und wahrhaftig schwitzte ich schon und es kam immer besser, da ich nach und nach wahrnahm, in welcher Drachenreputation das Jüngferle im ganzen Ort steht; und da ich nebenbei inne wurde, wie das ganze Land weit und breit so gut und lieb von Eurer Tochter redet, die mir im Kopf steckte, als wär’ sie eine Königin mit einem Heiligenschein – das schmerzte, das pfetzte, das brannte, glühende Kohlen thun’s nicht besser! Einen Engel in der Nähe, und dennoch ein Teufele am Hals haben! Ich zerbrach mir den Kopf als wie mit Hammerschlägen, konnte aber keine Hinterthür finden. Aber gestern – ich hab’ mir den Tag im Kalender roth angestrichen und werd’ ihn mein Lebtag feiern wie’s Osterfest – gestern, wo der eigentliche Verspruch seyn


  1. Vorlage: muß muß
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_322.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)