Sein Reich verheert durch Mord und Brand, der letzte Schatz genommen,
– Wer klopft so spät in tiefer Nacht an unsers Köhlers Pforte?
Der Köhler aus dem Schlaf erwacht, da hört er drauß die Worte:
„Um Gotteswillen, aufgemacht! Sonst ist’s um mich geschehen;
Schütz’ deinen Kaiser heute Nacht, laß ihn nicht lange stehen!“
Der Köhler sieht beim Lampenschein: „Der ist es und kein Andrer.“
Und vor den Kaiser stürzt er hin, im Innersten gerühret:
„Dank sey der Himmelskönigin, die Euch zu mir geführet!“
Ein Köhlerkleid nun legt er an dem Kaiser gleich am Morgen,
Bald mag der Köhler seinen Schatz ihm nimmermehr verschweigen,
Und führt ihn zum geheimen Platz, sein Glück ihm dort zu zeigen.
„Indeß, o Herr! Ihr auf der Flucht Euch habt herumgeschlagen,
So haben eine seltne Frucht die Kohlen mir getragen.“
Und schüttet aus dem Felsengrab des Goldes reiche Fülle:
„Da, nehmt, mein Fürst! was ich bisher gesammelt hab’ an Golde,
Und werbt damit ein neues Heer, hier ist genug zum Solde!
Gequollen ist mir dieses Glück aus meinem Kohlenfeuer;
Der Kaiser ruft: „O helfe Gott mir bald zu deinem Lohne!
Nie dacht’ ich, daß in diesem Wald noch solche Treue wohne.
Sobald ich aus des Feindes Macht mein Reich gerettet habe,
Sey dir zuerst mein Dank gebracht für eine solche Gabe!“ –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_354.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)